Ortsgeschichte
Östlich von Krems an der Donau liegt der Ort Theiß, der seit 1967 eine Katastralgemeinde der Gemeinde Gedersdorf ist. Der Ortsname könnte auf den slawischen Gewässernamen zurückgehen, der ein „ruhig dahinfließendes Gewässer“ bezeichnet. Urkundlich scheint die Ansiedlung erstmals in einer Göttweiger Urkunde vom 6. September 1108 auf, in der König Heinrich V. dem Stift Göttweig die Insel Mutheimerwert schenkte. Darin wird auch ein Tizizi predium (= Theißer Anwesen) erwähnt. 1251 tauschte Abt Heinrich III. mit dem Stift Osterhofen den Hof bei Theiß (apud Teizz) gegen das Dorf Oberfucha ein.
Vermutlich schon in römischer Zeit bestand hier eine Überfuhr (Urfahr) über die Donau nach dem jenseitig gelegenen Hollenburg. Urkundlich wird sie erstmals 1160 erwähnt. Wie bedeutend die Überfuhr war, bezeugt eine erhaltene Urkunde vom 1. Oktober 1698. Mit dieser bestätigte Albrecht Sigmund Joseph Stieller von Rosenegg, Verwalter der Herrschaft Hollenburg, der Gemeinde Theiß das Recht, auf der Niederlage an der Donau von verschiedenen Waren die Niederlagstaxe einzuheben. Genannt werden Wein, Bier, Körner, Zwetschken, Nüsse, Obst, Rüben, leere Fässer, Wagner-, Binder-, Scheiter- und Bauholz, Schindeln, Latten, Bruch-, Bau- und Mühlsteine sowie Kalk. Damit wurden uralte Rechte bestätigt, deren Urkunden während des türkischen Einfalls verloren gegangen waren. In Theiß gab es drei große Schöffställe (= Schiffsställe), in denen die Pferde der Schiffszüge über Nacht untergebracht wurden. Zumindest seit 1563 stand im Ort eine gutsherrliche Taverne. Der Donauübergang verlor erst 1905 seine Bedeutung, als die Rollfähre zwischen Traismauer und Grafenwörth errichtet wurde.
Unter Joseph II. erhielt Theiß 1783 eine eigene Pfarre, die dem Stift Herzogenburg inkorporiert war. Die heutige Pfarrkirche Mariä Empfängnis wurde 1842–43 anstelle der alten Pestkapelle (um 1715) nach Plänen des Maurermeisters Franz Schwerdtfeger aus Herzogenburg durch den Maurermeister Mathias Böhm aus Grafenwörth erbaut. Der angrenzende Pfarrhof entstand schon zu Ende des 18. Jahrhunderts. Die Pläne werden werden Matthias Munggenast zugeschrieben.
Während der Napoleonischen Kriege ließ Marschall Marmont im Sommer 1809 zwischen Theiß-Rohrendorf-Stratzdorf ein Barackenlager für sein Armeekorps aufschlagen. Die Truppen – in einer Stärke von 30.000 Mann – kamen aus Dalmatien und waren in einem denkbarst schlechten Zustand. Für die Errichtung des Lagers wurden Schuppen und Scheunen abgebrochen, um so an das nötige Holz zu kommen. Für die Versorgung der Soldaten mussten alle Orte des Waldviertels aufkommen: Täglich waren 22.000 Rationen Brot und Fleisch erforderlich. Am 8. September 1809 inspizierte Napoleon von Stift Göttweig kommend das Lager. Man hielt zu seinen Ehren eine Truppenparade ab.
Am 20. September 1974 erfolgte die Inbetriebnahme des Wärmekraftwerks (kalorisches Kraftwerk) Theiß mit der größten Gasturbine Österreichs. Nach der Eröffnung der Ausbaustufe B am 18. September 1978 wurde das Kraftwerk Theiß zum größten kalorischen Kraftwerk Österreichs. In der Folge wurde der zu seiner Zeit größte Fernwärmespeicher Europas mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Kubikmeter Wasser errichtet. Das Fernwärmenetz versorgt Krems an der Donau, Gedersdorf und Grunddorf mit Fernwärme.