Ortsgeschichte
Am Westrand des Marchfeldes liegt die Marktgemeinde Ulrichskirchen im Tal des Rußbaches. Das Gemeindegebiet umfasst heute die Gemeinden Ulrichskirchen, Schleinbach und Kronberg.
Eine Besiedlung wird seit dem Neolithikum angenommen. In Urkunden finden sich die ersten Erwähnungen in den Jahren 1094 bzw. 1114 als Odalrichischirchin. Der Ortsname geht auf eine Kirche zurück, die nach einem Odalrich (Ulrich) genannt wurde. Namensgebend könnte der Passauer Bischof Ulrich I. (1092–1121) gewesen sein. Eine ältere Nennung des Ortes könnte unter dem Ortsnamen Nerden bereits im 9. Jahrhundert erfolgt sein: Mit einer Schenkungsurkunde vom 28. Juni 823 überließ Ludwig der Fromme der Diözese Passau hier umfangreiche Ländereien, darunter auch die Pfarre Nerden. Das Stift Göttweig erhielt um 1100 Besitzungen durch die Edelfreie Wezala. Ein Sibolt de Vlricheschrichen scheint als Zeuge 1113 in einer Klosterneuburger Urkunde auf. Zur Errichtung einer Burg erhielt Heinrich von Ulrichskirchen 1195 ein Grundstück.
Die Ulrichskirchner dürften Gefolgsleute der Grafen von Vohburg gewesen sein. In der Folge gelangte die Burg an eine Seitenlinie und schließlich an Hermann von Kronberg, der um 1324 eine neue Burg errichten ließ. Die Burg stand auf dem Kirchenhügel, zu dessen Füßen sich die Häuser um den dreieckigen Anger gruppierten. Seit 1207 hatte auch das Stift Heiligenkreuz aus der Hinterlassenschaft des Rüdeger Dumo Besitzungen in Ulrichskirchen: ein Haus, zwei Maierhöfe und 28 Hofstätten. Die Besitzer der Burg und Herrschaft wechselten in der Folge häufig: Streun (ab 1340), Liechtenstein-Nikolsburg (ab 1392), Dachsberger (1399), Starhemberg (15. Jahrhundert), Christoph von Zelking (ab 1531) usw. 1392 erhielt Ulrichskirchen das Marktrecht.
Die Pfarre wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts durch Spaltung des Pfarrbezirkes von Pillichsdorf gegründet. Die auf einer Anhöhe in der Ortsmitte stehende, dem hl. Ulrich geweihte Kirche war ursprünglich vielleicht eine romanische Saalkirche. Um 1300 wurde die gotische Staffelkirche mit dem mächtigen Turm im nördlichen Chorwinkel errichtet. Durch ein Portal im Chor gelangt man in eine frühgotische Unterkirche, unter der ein gewölbter Raum mit Fluchtausgängen liegt. 1669/70 wurde das Langhaus barockisiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurden der Markt und das Schloss 1620 während des Durchzugs kaiserlicher Truppen durch Brand schwer beschädigt. 1645 fanden im Schloss die ersten Friedensverhandlungen mit dem schwedischen General Torstenson statt. 1695 wurde Ulrichskirchen durch Kaiser Leopold I. erneut das Marktrecht mit Wappen verliehen. Der Wochenmarkt fand donnerstags statt und die zwei Jahrmärkte waren an St. Ulrich und Mariä Empfängnis.
Während der Koalitionskriege gegen die Truppen Napoleons beherbergte das Schloss dreimal (1797, 1805, 1809) ein Feldspital, das den Ort finanziell stark belastete und auch eine ständig drohende Seuchengefahr darstellte. Die Verstorbenen wurden westlich des Ortes begraben; das „Soldatenkreuz“ am Mühlratz erinnert heute noch daran. Pfarrer Augustin Gall pflegte die Kranken und holte sich selber 1809 eine tödliche Krankheit. Beim Hauptportal der Kirche wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 und der Schaffung neuer Gemeindeverwaltungen wurde 1850 der erste Bürgermeister – Johann Winkler – gewählt. Mit der Fertigstellung der Bahnlinie Wien–Brünn („Laaer Ostbahn“) 1871, die heute als Schnellbahn (S2) verkehrt, wurde Ulrichskirchen an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
1971 bildete sich die Großgemeinde Ulrichskirchen-Schleinbach durch Zusammenschluss der Gemeinden Ulrichskirchen, Schleinbach und Kronberg.