"Wiener Neustädter Blutgericht" 1522
Nach dem Tod des Kaisers Maximilian I. 1519 widersetzten sich oppositionelle Ständemitglieder dem von Maximilian in Wien eingerichteten "Regiment der fünf niederösterreichischen Lande" (Nieder- und Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain). Die Regierungsgewalt übernahm ein ständischer Ausschuss, führende Persönlichkeit des neuen Regiments war der Wiener Bürgermeister Dr. Martin Siebenbürger.
Nach seinem Eintreffen lud Ferdinand I. die an der Entmachtung des "Alten Regiments" Beteiligten nach Wiener Neustadt vor ein - auch von der Opposition gefordertes - Gericht unter seinem Vorsitz. Das so genannte "Wiener Neustädter Blutgericht" endete mit acht Todesurteilen wegen Hochverrats. Am 9. August wurden die prominenten Adeligen Michael von Eytzing und Hans von Puchheim auf dem Wiener Neustädter Hauptplatz enthauptet, am 11. August Bürgermeister Dr. Martin Siebenbürger und die Wiener Ratsherren Hans Rinner, Stefan Schlagindweit, Friedrich Piesch und Martin Flaschner. Der Ratsherr Hans Schwarz sollte wegen des Vergehens der Münzprägung den Feuertod erleiden, wurde aber zum Tod durch das Schwert begnadigt und auf der Richtstätte bei der "Spinnerin am Kreuz" außerhalb der Stadt hingerichtet.
Über die Hinrichtung am 9. August schrieb Sigmund von Herberstein:
"Von stunndan seindt sy herab von den Pünen auf den Platz gefürt vnnd von Ersten herr Michel von Eytzingen, vnnd nachvolgundt herr Hanns von Puechaim vngepunden ennthaubt worden. Got welle den Seelen genedig vnnd Barmhertzig sein. Nachvolgundt hat man sy besungen vnnd von dannen wegg gefüert, da sy Ir begrebniss habenndt ..."
(Quelle: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 164)