Wilhelmsdorf


Gemeinde Poysdorf

Ortsgeschichte

Längs des Poybachs erstreckt sich das Straßendorf Wilhelmsdorf, heute eine Katastralgemeinde der ca. 1 km östlich gelegenen Stadt Poysdorf, mit dem es heute schon nahezu eine bauliche Einheit bildet.

Eine erste menschliche Besiedelung geht in das Neolithikum zurück: Etwa 200 Meter nordwestlich von Wilhelmsdorf befindet sich in einem Weinflurenfeld eine zweifache Kreisgrabenanlage aus der Jungsteinzeit. Sie wurde noch nicht archäologisch untersucht (Stand 1991), dürfte aber zum größten Teil erhalten sein. Weitere Funde stammen aus der Bronze- und Hallstattzeit.

Urkundlich wurde der Ort um 1190 als Villa que dicitur Willihalmisdorf (das Dorf, das Willehalmisdorf genannt wird) erstmals genannt. Bis 1820 übte das Stift Klosterneuburg die Grundobrigkeit aus. Danach unterstand das Dorf der Herrschaft Wilfersdorf. Weitere geschichtliche Nachrichten zum Ort fehlen. Zu Zeiten Schweickhardts bestand das Dorf aus 55 Häusern, in denen 81 Familien wohnten (185 männliche, 176 weibliche und 52 schulfähige Kinder). Der Viehstand belief sich auf 5 Pferde, 86 Kühe, 106 Schafe, 14 Ziegen und 36 Schweinen. Die Bevölkerung lebte vom Acker- und Weinbau.

Bedeutung erlangte der Ort durch die seit dem 17. Jahrhundert existierende Wallfahrt zu Unserer lieben Frauen Brünnlein. Der heilige Brunnen und die Wallfahrtskirche liegen etwas außerhalb südwestlich des Ortes an der Straße nach Staatz. Für die Zeit um 1637 wird von einem hölzernen Kreuz bei dem Bründl berichtet. Das älteste Wunder wird für 1653 überliefert: Ein Bürger aus Poysdorf wusch sich und badete in dem Brunnwasser und wurde geheilt. Zum Dank stiftete er eine gemalene Tafel. Das Wasser der Heilquelle, das bei Augen- und Fußleiden eingesetzt wurde, wurde von immer mehr Pilger:innen genutzt. 1655–1657 wurde eine kleine Kapelle errichtet, in der laut Mirakelbericht von 1675 an die 20 Votivbilder hingen und 90 Votivkerzen und Wachsvotive aufbewahrt wurden. An Sonntagen kamen im 17. Jahrhundert mehr als 300 Wallfahrer:innen, später dann bis zu 900. Der Kapellenbau wurde ab 1740 durch den Bau einer neuen Wallfahrtskirche erweitert. Baumeister war der Architekt des Stiftes Klosterneuburg Donato Felice d’Allio. Am 8. September 1751 übertrug man in feierlicher Prozession das 1657 gestiftete Gnadenbild in die neu errichtete Kirche. Allerdings wurde der Hochaltar erst 1767 fertiggestellt. An den Hauptfesttagen – 2. Juli (Mariä Heimsuchung) und 8. September (Mariä Geburt) – besuchten im 18. Jahrhundert bis zu 5000 Gläubige den Wallfahrtsort. Der Visitationsbericht vermerkt Brätlbrater, Weinschenken, Essen und Trinken. Prozessionen kamen aus der näheren Umgebung, aber auch aus Ungarn und der Slowakei. Seit dem 18. Jahrhundert wurden Andachtsbildchen als Wallfahrtsandenken hergestellt.

Mit 1. Jänner 1966 gab Wilhelmsdorf seine Eigenständigkeit als Gemeinde auf und schloss sich der Stadt Poysdorf an.