Ortsgeschichte
Die Marktgemeinde liegt nordöstlich von Wiener Neustadt und umfasst die Katastralgemeinden Zillingdorf und Zillingdorf-Bergwerk. Aufgrund der Lage östlich der Leitha, die ab dem 11. Jahrhundert die Grenze zu Ungarn war, gehörte Zillingdorf jahrhundertelang zu Ungarn.
Die Anfänge des Ortes reichen vermutlich in das 13. Jahrhundert zurück. Die Kirche dürfte um 1300 errichtet worden sein, urkundlich wird Cyligendorf erstmals 1342 genannt. Der Ort gehörte zunächst zur Herrschaft der Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein und kam Anfang des 15. Jahrhundert gemeinsam mit der Herrschaft Lichtenwörth in den Besitz der Herren von Puchheim. Über die Besitzungen österreichischer Adeliger wie der Puchheim gelang unter Kaiser Friedrich III. (1440-1493) die Festsetzung der Habsburger in den ungarischen Grenzgebieten (Westungarn). Einer der prominentesten mittelalterlichen Herrschaftsinhaber von Zillingdorf war Georg (Jörg) von Puchheim. Er war Oberster Truchsess von Österreich und stand als Rat, Diplomat und Söldnerführer jahrelang in kaiserlichen Diensten. In den Konflikten zwischen Friedrich III. und den österreichischen Ständen 1451/52 stand er auf der Seite des Kaisers, doch führten die von Friedrich III. seit Jahren nicht beglichenen Rechnungen schließlich 1453 zum Bruch. Georg von Puchheim erklärte dem Kaiser, der ihm für Auslagen, Sold und Kriegsschäden die enorme Summe von 24.000 Pfund schuldete, die Fehde ("Puchheimer Fehde"). In einem von Georg von Puchheim erstellten Schadensverzeichnis wird auch Zillingdorf erwähnt. Für sein Engagement in der antikaiserlichen Opposition erhielt er 1455 von König Ladislaus, König von Ungarn und seit 1452 Herzog von Österreich, für Zillingdorf ein Steuerbefreiungsprivileg, das die Grundlage für die Markterhebung des Ortes durch den Puchheimer bildete.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts konnten Friedrich III. und später dessen Sohn Maximilian I. die habsburgische Machtposition in Westungarn ausbauen und gegenüber den ungarischen Königen vertraglich absichern (Ödenburger Vertrag mit Matthias Corvinus 1463, Pressburger Vertrag mit Wladislaw II. 1491), so dass die westungarischen Grenzgebiete de facto ein Teil Österreichs wurden. In den Ungarnkriegen ab den 1470er Jahren wechselten die Puchheimer mehrmals die Seite, bis ihnen der Kaiser 1491 Zillingdorf schließlich wegen Treulosigkeit endgültig entzog. Zwei Jahre später kam Zillingdorf an das Bistum Wiener Neustadt: Am 11. Juni 1493 schenkte Friedrich III. den Ort gemeinsam mit dem benachbarten Lichtenwörth (Schloss und Dorf) den Augustiner-Chorherren in Wiener Neustadt, seit diesem Jahr Domkapitel des Bistums. Auch die Pfarre wurde dem Domkapitel übertragen. Während einer Sedisvakanz im Bistum hatte vorübergehend der St. Georgs-Ritterorden von 1508 bis 1522 die Herrschaft inne.
Durch seine Grenzlage erlitt der Ort immer wieder schwere Schäden, so in den Türkenkriegen (1529, 1532, 1683), im Zuge des Einfalls ungarischer Protestanten unter dem Siebenbürger Fürsten Stephan Bocskai und in den Kuruzzenkriegen 1703-1709. Die Pfarrkirche St. Georg im Zentrum des Ortes musste allein im 17. Jahrhundert zweimal wieder aufgebaut werden (Zerstörungen von 1605 und 1683). 1614 finanzierte Bischof Melchior Klesl den Wiederaufbau. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche, eine im Kern gotische Saalkirche mit gotischem Chor, im 19. Jahrhundert durch den Umbau und die Erweiterung in neoromanischen Formen (1865). Auch die Innenausstattung stammt einheitlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die bischöfliche Herrschaft über Zillingdorf endete nach fast drei Jahrhunderten 1785 im Zuge der Diözesanregulierung Kaiser Josephs II. Nach der Verlegung des Bistums Wiener Neustadt nach St. Pölten wurde der Markt Teil der k. k. Staatsherrschaft Wiener Neustadt. Die Pfarre wurde der Erzdiözese Wien angegliedert (zuvor Diözese Raab/Györ), womit auch die kirchlichen Grenzen den politischen angeglichen wurden und der letzte Schritt zur Ablösung von Ungarn vollzogen wurde. Nach der Abschaffung der Grundherrschaft 1848 konstituierte sich Zillingdorf als autonome Marktgemeinde mit damals 854 Einwohnern in 88 Häusern.
Im 19. Jahrhundert gewann der - vermutlich schon länger betriebene - Braunkohlebergbau (Lignit) an Bedeutung, auf den die Katastralgemeinde Zillingdorf-Bergwerk 4 km südöstlich von Zillingdorf zurückgeht. Der Bergbau war einige Zeit im Besitz von „Ziegelbaronen" (Miesbach, Drasche), die die Kohle über den Wiener Neustädter Kanal in die Ziegeleien südlich von Wien und nach Ödenburg/Sopron transportieren ließen. 1912 erwarb die Gemeinde Wien das Bergwerk. Die Kohle wurde nun per Bahn nach Ebenfurth gebracht und in einem Kraftwerk verstromt. In den 1920er Jahren erreichte der Zillingdorfer Bergbau seinen Höhepunkt mit bis zu 1000 Beschäftigten, musste aber im Zuge der Wirtschaftskrise 1931 geschlossen werden. Die Arbeiterwohnsiedlung entwickelte sich zum Dorf und vergrößerte sich um Einfamilienhäusern im Bereich der Badeseen, die heute noch an den einstigen Tagbau erinnern.
Mit Bescheid vom 27. Juni 1978 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Über einem blauen, von zwei silbernen Wellenbalken durchzogenen Schildesfuß, in einem gespaltenen Schild vorne in Gold zwei gekreuzte schwarze Hämmer, hinten in Blau drei aufrechte goldene Ähren. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Gelb-Blau wurden genehmigt.