Ortsgeschichte
Die Kuenringer- und Braustadt Zwettl ist nicht nur Mittelpunkt des Bezirks, sondern auch geografischer Mittelpunkt des Waldviertels, liegt sie doch ziemlich exakt 50 Kilometer Luftlinie von der Donau, dem Manhartsberg und der böhmischen Grenze entfernt.
Der Name Zwettl (von slawisch Svêtla, die Lichte) bedeutet so viel wie „Lichtung", „Rodung" und wird urkundlich erstmals 1132 erwähnt: Ein Pfarrer Pilgrim von Zwettl wird als Zeuge in einer Urkunde genannt. Damals gab es im Flussdreieck zwischen Kamp und Zwettl eine von den Kuenringern angelegte Siedlung, über der sich vermutlich auf dem heutigen Propsteiberg die Burg der Kuenringer und die Pfarrkirche erhoben. Die Gegend war schon früher besiedelt, allerdings ist die Lage der älteren, wohl ins 11. Jahrhundert zurückgehenden slawischen Siedlung („Alt-Zwettl") nicht bekannt.
In der Gründungsurkunde des von Hadmar I. von Kuenring gestifteten Zisterzienserklosters (siehe Zwettl-Stift) aus dem Jahr 1139 wird Zwettl als Gut der Kuenringer (predium Zwetil) erwähnt. Im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts ließ Hadmar II. von Kuenring zu Füßen der Burg und der Pfarrkirche planmäßig eine Burgstadt anlegen. Am 28. Dezember 1200 verlieh der Babenberger Herzog Leopold VI. „seinen Zwettler Bürgern" dieselben Rechte, wie sie die Kremser besaßen. Mit diesem so genannten „Zwettler Stadtrecht" erhielt Zwettl städtische Bedeutung. Die Kuenringer verlegten zwar im 13. Jahrhundert ihre
Herrschaftsschwerpunkte nach Weitra und Dürnstein, förderten aber auch weiterhin ihre Gründung. Auf ihre Initiative wurde die Stadt durch die Anlage des Neuen Markts erweitert und mit einer Mauer umgeben. In den Konflikten mit Hadmar III. und Heinrich III., den „Hunden" von Kuenring, ließ Herzog Friedrich II. die Stadt belagern und die Mauer niederreißen (1230), doch wurde sie später wieder aufgebaut. Im Spätmittelalter entwickelte sich die Stadt als Kreuzungspunkt fünf wichtiger Fernstraßen zu einem Wirtschafts- und Handelszentrum des Waldviertels, umgeben von mächtigen, teilweise heute noch erhaltenen Mauern und Türmen.
Bis 1312 stand Zwettl unter der Herrschaft der Kuenringer. Nach dem Tod Leutolds I. von Kuenring-Dürnstein (1312) erbte Rudolf von Liechtenstein Stadt und Herrschaft. Etwa 100 Jahre später verkaufte sein gleichnamiger Nachkomme die Stadt um 6000 Pfund Pfennig an Herzog Albrecht V. (25. Juli 1419). Als landesfürstliche Stadt war Zwettl nun auch im Landtag vertreten. Die Häuser aus der Renaissance- und Barockzeit zeugen von der Wohlhabenheit und dem Selbstbewusstsein ihrer Bürger. Eine jahrhundertelange Tradition hat das Bierbrauen. 1708 wurde Zwettl als Sitz der Viertelslade Zentrum des Waldviertler Braugewerbes.
Während die Stadt im 15. Jahrhundert der Belagerung der Hussiten standhalten konnte, erlitt sie im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges schwere Schäden durch böhmische und schwedische Truppen. 1741 lag ein französisch-bayerisches Heer vor der Stadt.
1849 wurde Zwettl Sitz der Bezirkshauptmannschaft und 1850 die neue Gemeinde Stadt Zwettl errichtet, zu der auch die Katastralgemeinden Koppenzeil, Oberhof und Böhmhof gehörten. Trotz Ansiedlung kleinerer Industriebetriebe blieb Zwettl bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ackerbürgerstadt. Die starke Zunahme der Bevölkerung in den Jahren 1939 bis 1953, die Eingemeindungen der 1970er Jahre und die rege Bautätigkeit auf den umgebenden Höhen machten die Stadt zu einer der größten Gemeinden Österreichs. Als Bezirks- und Schulstadt ist sie Zentrum des Bezirks und der Region. Anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums im Jahr 2000 erhielt die alte Kuenringerstadt den offiziellen Beinamen „Braustadt".