Zwettl


Gemeinde Zwettl-Niederösterreich

Die Hunde von Kuenring

Hadmar III. und sein jüngerer Bruder Heinrich III. (I.) mit dem Beinamen "die Hunde" sind wohl die berühmtesten Kuenringer, die als berüchtigte Raubritter in der Sage weiterlebten und das Bild der Kuenringer jahrhundertelang prägten.
Die in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts geborenen Brüder waren Söhne Hadmars II. und der Eufemia von Mistelbach. Über ihre Mutter war der Beiname der Mistelbacher "Hund" auf sie übergegangen. Unter ihrem Vater waren die Kuenringer unter die führenden Ministerialenfamilien des Landes aufgestiegen und hatten ihre Herrschaftsschwerpunkte in der Wachau zwischen Aggstein und Dürnstein und im Waldviertel mit den Zentren Zwettl und Weitra. Hadmar und Heinrich bauten die bedeutende Stellung ihres 1217 verstorbenen Vaters noch aus und gehörten zur engsten Umgebung Herzog Leopolds VI. Heinrich wurde mehrmals in dessen Abwesenheit das Regiment des Landes anvertraut (1226/1227, 1229/1230) und er hatte seit 1228 das erbliche Marschallamt inne. Als Garanten für ruhige Verhältnisse im Land in den politischen Wirren der Stauferzeit waren die Kuenringer bedeutender als je zuvor.
Erst als Leopold VI. 1230 unerwartet starb, kam es zur Krise. Die Adelserhebung unter der Führung der Kuenringer-Brüder gegen den jungen Herzog Friedrich II. bildete den Hintergrund für die spätere Legendenbildung. Eine Gruppe um die Kuenringer bemächtigte sich des Babenberger-Schatzes und schloss demonstrativ die Burgen in der Hoffnung, den Herzog zu Verhandlungen zu zwingen. Er sollte die Rechte der Ministerialen bestätigen, wie es die steirischen Ministerialen schon 1186 in der Georgenberger Handfeste erreicht hatten. Auch in England (1215) und in Ungarn (1222) waren die Rechte des Adels bestätigt worden, wenig später auch im Reich (1231, 1235). Von Dürnstein, Aggstein und Weitra aus bemächtigten sich die Kuenringer, gleichsam zur "Aufrüstung", vor allem der Klostergüter. Zu den Geschädigten gehörten besonders Melk, Göttweig und das von ihren Vorfahren gegründete Hauskloster Zwettl. Die herzoglichen Städte Krems und Stein wurden überfallen und in Brand gesetzt.
Herzog Friedrich verhandelte jedoch nicht, sondern zog, gestützt auf die Kirche, die Bürger der Städte und einer bedeutenden Adelsgruppe, erfolgreich gegen die Aufrührer, brach Aggstein, Dürnstein und Weitra und ließ Zwettl schleifen. Trotz ihrer Niederlage wurde die Machtgrundlage der Kuenringer angesichts aktueller außenpolitischer Bedrohungen nicht beschnitten. 1232 wird Heinrich von Kuenring wieder Marschall genannt, die Söhne seines Bruders, Albero (V.) und Heinrich (IV.), standen 20 Jahre später unter dem Böhmenkönig Ottokar II. wieder an der Spitze des Landes.
Hadmar III. starb vermutlich 1231, nach dem um 1310 entstandenen Zwettler Stifterbuch, der "Bärenhaut", im Kirchenbann, den der Bischof von Passau wegen der Verwüstungen von Passauer Kirchengut über die Brüder verhängt hätte. Eine Beisetzung in Zwettl an der Seite des Vaters sei ihm verweigert worden, weshalb er vier Jahre unbeerdigt geblieben sein soll. Nach anderen Quellen wurde er nach Aufhebung des Banns durch Bischof Gebhard von Passau noch 1231 in Zwettl bestattet. Nach dem erbenlosen Tod aller Söhne seines Bruders wurde Hadmar zum "Stammvater" aller späteren Kuenringer. Die Zwettler Mönche behielten die Brüder jedenfalls in schlechter Erinnerung. Die bekannte Sage von den berüchtigten "Hunden" von Kuenring, wonach Hadmar von Herzog Friedrich bei Aggstein überlistet und gefangen genommen wurde, wird erstmals in der Bärenhaut überliefert.
(Quelle: K. Brunner, Die Kuenringer, Wiss. Schriftenreihe Niederösterreich 53, 1980, S. 12ff.)