Biographie
Erzherzog Karl, der berühmte Sieger von Aspern über Napoleon und Erbauer der Weilburg bei Baden, war der dritte Sohn des Großherzogs von Toskana und späteren Kaisers Leopold II. und ein jüngerer Bruder von Kaiser Franz II. (I.). Geboren in Florenz, wurde er von Herzog Albert von Sachsen-Teschen und dessen Gemahlin Erzherzogin Marie-Christine adoptiert und folgte ihnen 1791 in die Niederlande.
Er war Generalmajor im Ersten Koalitionskrieg 1792/93 und, als Nachfolger seines Adoptivvaters, 1793/94 Generalstatthalter der Österreichischen Niederlande in Brüssel, ging aber nach der Niederlage in der Schlacht von Fleurus 1794 nach Wien. 1796 bis 1800 war er in den Koalitionskriegen gegen Napoleon Bonaparte Kommandant der österreichischen Armeen am Rhein, in Italien und in der Schweiz. Am 25. Dezember 1800 schloss er den Waffenstillstand von Steyr und bereitete damit den Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) vor. 1801 wurde er Präsident des Hofkriegsrates und setzte sich für eine Verständigung mit Frankreich ein, konnte sich allerdings nicht durchsetzen. Es kam zum Dritten Koalitionskrieg 1805, der mit dem Sieg Napoleons in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 25. Dezember und dem Frieden von Pressburg einen Tag darauf endete. Niederösterreich war Kriegsschauplatz und französisches Besatzungsgebiet, die Besatzungstruppen zogen im Jänner 1806 ab.
Nach dem Debakel von Austerlitz gewannen die Erzherzöge an Einfluss, allen voran Karl. Er wurde zum Kriegsminister und Generalissimus mit uneingeschränkten Vollmachten ernannt und widmete sich einer grundlegenden Heeresreform, insbesondere dem Aufbau einer Landwehr, um - wie man bei Hof hoffte - mit Hilfe des Volkes einem weiteren französischen Einmarsch besser entgegentreten zu können. Die Landwehr war in Fortführung der Idee der Volksbewaffnung ein völlig neues Element des österreichischen militärischen Aufgebots. Sie wurde von eigenen Offizieren geführt, meist pensionierten Berufsoffizieren und adeligen Grundherren, und zum Ansatzpunkt für patriotische Gefühle und Freiheitshoffnungen bei Dichtern, Publizisten und im Volk.
1809 war die Reorganisation des Heeres noch nicht abgeschlossen, als der Krieg gegen Napoleon begann. Die Fahnenweihen und Aufmärsche der Landwehr sowie die volkstümlichen Landwehrlieder Heinrich Collins sorgten für allgemeine Kriegsbegeisterung. Erzherzog Karl mahnte eher zur Vorsicht, übernahm aber schließlich das Oberkommando. Genau einen Monat nach Kriegsausbruch erreichte Napoleon in einem raschen Vorstoß am 10. Mai Wien, einen Tag später kapitulierte die Stadt. Das österreichische Hauptheer stand jenseits der Donau unter Karls Oberbefehl und fügte dem bisher unbesiegbaren Kaiser Napoleon am 21. und 22. Mai bei Aspern dessen erste Niederlage zu.
Aus späterer patriotischer Betrachtung wurde dieser Sieg zur "großen Weltbegebenheit" (Alfred Ritter von Arneth), "das bei Aspern vergossene Blut war das Morgenroth besserer Tage" (Konstantin von Wurzbach 1860). Erzherzog Karl wurde später zum großen Vorbild als "Überwinder des Unüberwindlichen" und erhielt 1860 ein von Anton Domink von Fernkorn errichtetes Reiterdenkmal am Wiener Heldenplatz. Tatsächlich war mit der gewonnenen Schlacht wenig erreicht, da es nicht gelang, Napoleon aus Wien zu verdrängen. Am 5. Juli 1809 siegten die Franzosen in der zweiten Marchfeldschlacht bei Deutsch-Wagram. Im August beging Napoleon seinen Geburtstag in Wien mit großen Feiern und demonstrierte Milde, am 14. Oktober wurde der Frieden von Schönbrunn unterzeichnet. Salzburg und das Innviertel gingen an Bayern verloren, Krakau und Westgalizien an das Großherzogtum Warschau, Görz, Triest, Krain, das westliche Kroatien und der Kreis Villach wurden mit Dalmatien als illyrische Provinz an Frankreich angeschlossen; Österreich war damit von der Adria abgeschnitten.
Kaiser Franz zog - wie 1805 - die Konsequenzen aus der Niederlage. Erzherzog Karl musste gehen und erhielt nie mehr ein wichtiges Kommando. Auch die anderen Erzherzöge verloren an Einfluss, die Außenpolitik übernahm jener Mann, der für Jahrzehnte die Politik bestimmen sollte, Clemens Wenzel Lothar Metternich. Nach seiner Demissionierung lebte Erzherzog Karl lange Zeit in Teschen bei seinem Adoptivvater und heiratete 1815 Henriette von Nassau-Weilburg. Er hatte mit ihr vier Sohne und zwei Töchter, darunter Erzherzog Albrecht, der ein berühmter Feldmarschall wurde. Nach dem Tod seines Adoptivvaters (1822) erbte Karl dessen Titel, Namen und ein großes Vermögen. Am Fusse der Ruine Rauhenstein bei Baden ließ er von Josef Kornhäusel die nach seiner Gattin benannte Weilburg errichten, den wohl bedeutendsten klassizistischen Schlossbau in Österreich. Allerdings sind davon nur mehr Ansichten erhalten, da sie 1945 so schwere Schäden erlitt, dass sie gesprengt werden musste.
Erzherzog Karl veröffentlichte auch militärwissenschaftliche Schriften, darunter "Grundsätze der Strategie" (drei Bände, 1814) und "Geschichte des Feldzugs von 1799 in Deutschland und der Schweiz" (zwei Bände, 1819), später erschienen "Ausgewählte Schriften" in sechs Bänden. Er starb 1847 in Wien.