Herzog Rudolf IV. (der Stifter)


*1.11.1339 bis †27.7.1365

Biographie

Herzog Rudolf IV., Stifter der Universität Wien und des Kollegiatskapitels zu St. Stephan, war der älteste Sohn von Albrecht II. und Johanna von Pfirt. Nach dem Tod seines Vaters (1358) übernahm er als 19-Jähriger die Regierung der gesamten "Herrschaft zu Österreich". Seit 1356 war er mit der Tochter Kaiser Karls IV., Katharina von Luxemburg, verheiratet. Als im selben Jahr Karl IV. die Habsburger durch die Goldene Bulle von der Kurwürde ausschloss, ließ Rudolf im Winter 1358/1359 in seiner Kanzlei Urkundenfälschungen anfertigen, die sog. "österreichischen Freiheitsbriefe", mit denen er sein Prestige erhöhen und die Unabhängigkeit seiner Länder vom Reich erreichen wollte.
Die berühmteste Fälschung ist das "Privilegium maius" auf der Grundlage des gleichzeitig vernichteten "Privilegium minus", jener Urkunde von 1156 für den Babenberger Heinrich II., mit der Kaiser Friedrich I. Österreich zum Herzogtum erhob. Unter anderem wird darin die Würde eines "Erzherzogs" beansprucht, abgeleitet vom Kärntner "Erzjägeramt", wodurch die Habsburger zumindest rangmäßig an die Seite der Kurfürsten gestellt werden sollten. Die Weigerung seines kaiserlichen Schwiegervaters, die beanspruchten Vorrechte zu bestätigen, führten fast zum Krieg, doch verzichtete Rudolf 1360 auf die meisten der angemaßten Rechte. Nicht ganz ein Jahrhundert später erhob Kaiser Friedrich III. die "österreichischen Freiheitsbriefe" (1442 als König, 1453 als Kaiser) durch seine Bestätigung zu Reichsrecht.

1363 gelang Rudolf die Erwerbung Tirols, nachdem er schon 1359 einen Erbvertrag mit Margarete Maultasch, Gräfin von Tirol, geschlossen hatte. Nach dem Tod ihres Sohnes Meinhard III. veranlasste er sie, zu Gunsten der habsburgischen Brüder abzudanken. Seine besonderen Bemühungen galten der Errichtung eines österreichischen Landesbistums, die allerdings erfolglos blieben. Damit im Zusammenhang steht der gewaltige, einem Neubau gleichkommende Umbau der als Domkirche konzipierten Stephanskirche sowie die Gründung eines Kollegiatsstifts zu St. Stephan, des Allerheiligenkapitels (später Domkapitel). Knapp vor seinem Tod gründete Rudolf die Wiener Universität, die er mit der Stiftungsurkunde vom 12. März 1365 großzügig ausstattete. Die päpstliche Bewilligung der theologischen Fakultät konnte allerdings erst sein Bruder Albrecht III. erreichen (1384).

Am 18. November 1364 schloss Rudolf mit seinen jüngeren Brüdern Albrecht und Leopold einen Familienvertrag, der bei gemeinsamem Länderbesitz die Regierungsausübung durch den Ältesten vorsah (Senioratsprinzip). Rudolf starb allerdings schon ein Jahr später im Alter von 26 Jahren - ohne Kinder zu hinterlassen - in Mailand, wohin er sich zum Besuch seines Bruders Leopold begeben hatte. Er wurde in Wien in der von ihm unter dem Hauptchor der Stephanskirche errichteten Gruft beigesetzt, in der auch seine 1395 in Perchtoldsdorf verstorbene Gemahlin Katharina, zwei seiner Brüder und andere Habsburger ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Die ursprünglich darüber errichtete, als Denkmal gedachte Tumba mit den Figuren Rudolfs und Katharinas steht heute an der Nordwand des Frauenchors.