Johann Baptist Schenk


*30.11.1753 bis †29.12.1836

Biographie

Der gebürtige Wiener Neustädter Johann Baptist Schenk trug wesentlich zur Blüte des Wiener Singspiels Ende des 18. Jahrhunderts bei. Er gehörte zu den ersten frei schaffenden Musikern, die - wie auch Beethoven - ohne feste Anstellung blieben, um sich ganz ihrer künstlerischen Tätigkeit widmen zu können.

Seinen ersten Musikunterricht erhielt Schenk vom Wiener Neustädter Domsänger Antonio Tomaselli und als Sängerknabe in Baden, wo er von Anton Stoll, einem späteren Freund Mozarts, in Violine, Blasinstrumenten und Generalbass unterrichtet wurde. Bereits zu dieser Zeit versuchte er sich in der Komposition. Als 20-Jähriger kam er über Vermittlung von Kardinal Migazzi nach Wien, wo er vom Domprediger und Musiker Joseph Schneller weiter ausgebildet wurde und bei Georg Christoph Wagenseil, dem Hofkomponisten Maria Theresias, Unterricht in Musiktheorie erhielt. Nach dem Tod Wagenseils 1777, der Schenk sehr traf, wollte er zunächst seine künstlerische Tätigkeit aufgeben, widmete sich aber dann der Komposition sakraler Werke. Wirklich erfolgreich wurde er jedoch im Genre der Bühnenwerke. Seine ersten, anonym präsentierten Singspiele "Die Weinlese" (1785) und "Die Weihnacht auf dem Lande" (1786) wurden mit so großer Begeisterung aufgenommen, dass er schließlich auch seinen Namen preisgab. 1788 komponierte er einige Symphonien, für die Joseph Haydn lobende Worte fand.

Seinen größten Erfolg feierte Schenk 1796 mit dem in der Hofoper uraufgeführten "Dorfbarbier", der  allein in Wien bis 1820 über 300 Mal gespielt und von vielen Theatern anderer Städte übernommen wurde. Als er aber an einer großen Oper im Stile Glucks scheiterte, fand seine kompositorische Laufbahn auf Grund schwerer Selbstzweifel, die bis zur Erkrankung führten, 1802 fast ihr Ende. Seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen und lebte von seiner Unterrichtstätigkeit. Er starb im Alter von 83 Jahren in Wien.

Sein umfangreiches Werk umfasst zahlreiche Singspiele ("Der Dorfbarbier", "Die Weihnacht auf dem Lande", "Der Bettelstudent", "Der Faßbinder" etc.), Messen, kleinere Kirchenkompositionen, zehn Symphonien, Konzerte für Blasinstrumente, drei Harfenkonzerte sowie Kammermusikwerke, Kantaten und Lieder.

Mit Ludwig van Beethoven verband Schenk ein gut gehütetes Geheimnis. In den 1790er Jahren gab der damals gefragte Theorielehrer dem jungen Beethoven, Schützling Joseph Haydns, Nachhilfe in der Lehre des Kontrapunkts, die Beethoven Schwierigkeiten bereitete - allerdings heimlich unter absoluter Verschwiegenheit, um Haydn, der für seinen Schüler kaum Zeit hatte, nicht zu kränken. Schenk ließ Beethoven die Fehler in den Kontrapunktübungen verbessern, die korrigierten Aufgaben neu schreiben und dann erst Haydn vorlegen.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 39f.)