Franz Nabl


*16.7.1883 bis †19.1.1974

Biographie

Der 1974 im Alter von 90 Jahren verstorbene Schriftsteller Franz Nabl war Zeitgenosse mehr als einer Generation österreichischer Schriftsteller. Während seiner Jugend standen Schnitzler, Hofmannsthal und Bahr gerade erst am Beginn, seine letzte Lebensphase brachte ihn mit Peter Handke und anderen Avantgardisten in Berührung. Franz Nabl selbst gilt als einer der großen österreichischen Romanciers des 20. Jahrhunderts.

In Lautschin in Böhmen geboren, kam er im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Wien. Die Sommer verbrachte er auf dem Landgut Gstettenhof bei Türnitz. Nach seiner Hochzeit zog er nach Enzesfeld an der Triesting, wo er in zweijähriger Arbeit seinen erfolgreichsten Roman schrieb. "Ödhof. Bilder aus den Kreisen der Familie Arlet" (1911) schildert den Untergang einer Familie durch ein tyrannisches Oberhaupt und trägt autobiografische Züge. Nach dem Tod des Vaters kaufte Nabl eine Wohnung in Baden, in der der Roman "Das Grab des Lebendigen" entstand, wieder die Darstellung von krankhaften familiären Beziehungen. In Baden verfasste er auch den Roman "Die Galgenfrist", in dem ein vermeintlich Todgeweihter versucht, im Bewusstsein des nahen Endes dem Rest seines Lebens einen Sinn zu geben.

Stilistisch steht seine Prosa in der Tradition des 19.Jahrhunderts (Adalbert Stifter). In einer Zeit großer wirtschaftlicher Nöte schrieb Nabl den "Trieschübel", die Geschichte eines in tragische Ereignisse verstrickten Bezirkshauptmanns. Dieses Werk wurde eines der erfolgreichsten, meistgespielten Theaterstücke der 1920er Jahre, es nahm seinen Weg von Berlin über rund 80 Bühnen. In den Jahren 1924 bis 1927 arbeitete Nabl als Redakteur in Graz, bis 1934 als freier Schriftsteller in Baden. Danach kehrte er wieder nach Graz zurück. Seine politische Einstellung in dieser Zeit lässt sich daran erkennen, dass er 1933 aus dem anti-nationalsozialistisch eingestellten P.E.N.-Club austritt. 1938 bekam Nabl den Mozart-Preis überreicht. Sein literarisches Werk wurde 1956 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.