Josef Kyselak


*22.12.1795 bis †17.9.1831

Biographie

Der Name Kyselak war im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein fester Begriff, denn um diesen Biedermeier-Sonderling rankten sich zahlreiche Anekdoten.

Der Wiener Josef Kyselak war Registraturbeamter an der Hofkammer und begeisterter Wanderer. Er wurde durch seine eigenartige Gewohnheit bekannt, seinen Namen an historisch wichtigen und markanten, für alle sichtbaren Orten wie Fels-, Haus- und Kirchenwänden, Brücken und Baumstämmen mit Hilfe einer Schablone in schwarzer Ölfarbe aufzumalen. 1825 unternahm er eine "Fußreise durch Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Berchtesgaden, Tirol und Bayern nach Wien", die ihn auch durch die Wachau führte. In seinem 1829 erschienenen Reisebericht "Skizzen einer Fußreise durch Österreich ..." schildert er unter anderem seine Stationen in Melk, Spitz, Dürnstein und Krems-Stein. Auch in der Wachau verewigte er sich auf Ruinen und Felsen. Verbürgt ist seine Eintragung auf Aggstein durch das gleichnamige Gedicht von Joseph Viktor von Scheffel. Bis heute gut erhalten ist auch ein Schriftzug an der Felswand beim Rothenhof nahe der Gemeindegrenze zwischen Dürnstein und Krems. Seinen Namen gravierte er auch 1830 in die Vorhalle des Turmes der Kilber Pfarrkirche ein.

Diese Leidenschaft soll auf eine Wette mit Freunden der "Ludlamshöhle" - eine gesellige Runde auf dem Wiener Spittelberg, der auch Franz Grillparzer angehörte - um 100 Gulden zurückgehen, bei der Kyselak behauptete, sein Name würde innerhalb von drei Jahren in Stadt und Land berühmt sein. Josef Kyselak gewann die Wette. Er hat sich damit nicht nur seinen Nachruf sowie eine Eintragung im Brockhaus gesichert, sondern auch eine gewisse "Unsterblichkeit" erlangt. Josef Kyselak gelang es, sich in die kollektive Erinnerung einzuschreiben, ohne ein ungewöhnliches Leben zu führen. Er starb im Alter von knapp 36 Jahren in Wien.