Biographie
Der in Scheideldorf im Waldviertel südlich von Waidhofen an der Thaya als Sohn eines Schullehrers geborene Komponist hatte als Wiener Chorleiter und Universitäts-Musikdirektor bedeutenden Einfluss auf das Wiener Musikleben des 19. Jahrhunderts.
Seine musikalische Ausbildung erhielt Weinwurm als Sängerknabe im Zisterzienserstift Zwettl und von 1847 bis 1850 als Hofsängerknabe in Wien. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderen Gottfried von Preyer und Benedict Randhartinger. Nach seiner Reifeprüfung studierte Weinwurm zunächst Rechtswissenschaften, wandte sich aber zunehmend der Musik zu und beteiligte sich 1856 an der "Juristen-Liedertafel". Im selben Jahr begegnete er Anton Bruckner, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband und den er sehr förderte. 1865 kam es zwischen den beiden Komponisten zu einem musikalischen Kräftemessen: Beim Sängerbundfest für Oberösterreich und Salzburg errang Weinwurms "Germania" den ersten Preis vor Bruckners "Germanenzug".
1858 gründete Weinwurm den akademischen Gesangverein an der Wiener Universität, wurde dann Universitäts-Gesanglehrer (1862), Leiter der Wiener Singakademie (1865-1878) und 1866 Chormeister des Wiener Männergesang-Vereins, den er bis 1880 leitete. Mit diesem Verein brachte er 1867 anlässlich der Faschingsliedertafel den weltberühmten Walzer "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß zur Uraufführung. Als Lehrer an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt (ab 1871) verhalf er Bruckner dort zu einer Stelle als Hilfsklavierlehrer.
1880 wurde Weinwurm zum Universitäts-Musikdirektor ernannt, zog sich aber in der Folgezeit zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich neben seiner Lehrtätigkeit der Komposition. Er starb 1911 in Wien und erhielt ein Ehrengrab auf dem Hietzinger Friedhof. Seinem Leben und Werk ist das Rudolf-Weinwurm-Museum in seiner Heimatgemeinde Scheideldorf gewidmet.
Weinwurms kompositorisches Werk umfasst Opern ("Der Liebesring", "Der schwarze Leopold"), Singspiele, Messen, ein Deutsches Requiem, Klavierstücke, Männerchöre sowie gemischte Chöre und Lieder. Zudem verfasste er zahlreiche musikpädagogische Schriften.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 68)