Barbara Edelpöck


†~9.3.1495

Biographie

Die aus Stein stammende Bürgerstochter Barbara Edelpöck, Tochter des Hans Edelpöck, war die Geliebte des ungarischen Königs Matthias Corvinus und Mutter seines einzigen Sohnes Johannes. Sie dürften sich vermutlich 1470 bei seinem Aufenthalt in Wien kennengelernt haben. Matthias war damals verwitwet – seine erste Frau Katharina, Tochter des Böhmenkönigs Georg von Podiebrad, starb 1464 – und warb, wenn auch vergebens, um die Kaisertochter Kunigunde. Er nahm Barbara nach Ungarn mit, wo 1473 Johannes Corvinus geboren wurde. In den folgenden Jahren erwarb sie die Herrschaft Enzersdorf an der Fischa, die aufgrund der enorm hohen, für sie kaum aufzubringenden Summe von 9.500 Gulden mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Geschenk des Königs. Er kaufte für sie auch ein Haus in Neusohl (Banská Bystrica, Slowakei). 1476 heiratete sie Friedrich, der sich nach dem Herrschaftssitz seiner Frau "von Enzersdorf" nannte. Über ihn ist nichts bekannt, vermutet wird, dass er bürgerlicher Herkunft war und aus dem Umfeld des Königs stammte. Matthias Corvinus hielt sich auf seinem Zug nach Wien im Oktober 1482 in Enzersdorf auf.
Barbara starb 1495 als reiche Schlossherrin und fand im Stift Klosterneuburg ihre letzte Ruhestätte (Agneskapelle). Mitte Februar übersandte sie ihr vier Jahre zuvor errichtetes Testament an das Stift, am 9. März wird sie als verstorben erwähnt. In ihrem Testament bedachte sie ganz besonders die Pfarrkirche St. Nikolaus in Stein und den dortigen St. Barbaraaltar mit Perlen, Silber, Schmuck und wertvoller Kleidung für Altargerät und Messgewänder. Auch Mariazell, Klosterneuburg und die Pfarrkirchen in Unterloiben und Enzersdorf gehörten zu den zahlreichen von ihr bestifteten Kirchen. Ihr Mann erhielt Schloss Enzersdorf, ihr Sohn das Haus in Neusohl. Aus der Anrede "edle" durch den Notar (Unterschrift des Testaments) ist zu schließen, dass sie in den Adelsstand erhoben wurde. Entgegen ihrem letzten Willen wurde Barbara allerdings nicht im Hieronymuskloster in Wien begraben, einem sog. Büßerinnenkloster für ehemalige Prostituierte, das sie möglicherweise als Sühne für ihre außereheliche Beziehung gewählt hatte.
Ihr Sohn Johannes Corvinus, Herzog von Breslau, blieb der einzige Sohn des ungarischen Königs. Auch dessen zweite Ehe mit Beatrix, Tochter des Königs von Neapel, die er 1476 heiratete, war kinderlos. Matthias bemühte sich daher, die Thronfolge seines Sohnes zu sichern, doch blieben seine Bemühungen erfolglos – Matthias starb 1490 ohne Nachfolgeregelung. Johannes war als Erbe des riesigen väterlichen Hunyadi-Familienbesitzes sehr reich, spielte aber zunächst nur eine bescheidene politische Rolle. Er wurde Banus von Kroatien und war später, wie schon sein Großvater Johannes Hunyadi, erfolgreich im Kampf gegen die Osmanen, starb allerdings zu einer Zeit, als seine Macht erst zu steigen begann. Seine Kinder starben minderjährig, seinen Besitz erbte der Mann seiner Witwe, Markgraf Georg von Brandenburg.