Kaiser Friedrich III.


*21.9.1415 bis †19.8.1493

Biographie

Kaiser Friedrich III. regierte mehr als ein halbes Jahrhundert (53 Jahre) das römisch-deutsche Reich und wurde trotz dieser langen Regierungszeit bis in das 20. Jahrhundert auf die Rolle des "Vaters" von Maximilian I. reduziert. Schon von den Zeitgenossen sehr unterschiedlich bewertet - einig war man sich nur hinsichtlich seiner tiefen Frömmigkeit -, machte die Nachwelt aus ihm einen belanglosen, geizigen, passiven, uninteressanten Herrscher, die "Erzschlafmütze des Reiches", dessen einzige Qualitäten darin bestanden, einen großartigen Sohn gezeugt und alle seine Gegner überlebt zu haben. Friedrich hat offenbar kaum der Vorstellung eines glanzvollen Fürsten entsprochen. Im Gegensatz zu Maximilian konnte er - modern gesprochen - seine Politik weder für seine Zeit noch für die Zukunft kommunizieren. Er bediente sich wohl in zu geringem Maße der damaligen Medien, zu denen Präsenz, glanzvolle Hofhaltung, Feldzüge und Hofgeschichtsschreibung gehörten. Seine Kanzlei war dafür mit der Ausstellung von bis zu 50.000 Urkunden beschäftigt, mit denen er sein ausgeprägtes Majestätsverständnis durchzusetzen versuchte - eine Form der Herrschaftspraxis, die vielleicht Historiker erfreut, Zeitgenossen aber nur wenig interessiert. Im Gedächtnis blieb ein Mann, der sich hauptsächlich am provinziellen Rande des Reiches in Wiener Neustadt und Graz aufhielt, mit seinen Erbländern beschäftigt war und sich schlussendlich von einem "starken" Fürsten wie Matthias Corvinus vertreiben ließ.

Friedrich war der älteste, in Innsbruck geborene Sohn von Herzog Ernst (dem Eisernen) und der Cimburgis von Masowien aus der steirischen Linie der Habsburger, die über die Steiermark (mit Wiener Neustadt und dem Pittener Gebiet), Kärnten und Krain regierte. Sein Onkel Friedrich (mit der leeren Tasche) regierte über Tirol und die Vorlande, die Albertiner mit Albrecht V. (seit 1438 König Albrecht II.) über das Herzogtum Österreich ob und unter der Enns (Oberösterreich, Niederösterreich). Bei Friedrichs Geburt war nicht abzusehen, dass es unter ihm wieder zur Vereinigung der habsburgischen Länder unter einem Regenten kommen sollte.

Nach dem Tod seines Vaters (1424) unterstanden Friedrich und seine Geschwister Albrecht, Katharina und Margarete zunächst der Vormundschaft des Herzogs Friedrich von Tirol, bis er 1435 als Herzog (Friedrich V.) die Herrschaft in seinen Erbländern antrat. Vier Jahre später wurde er durch den Tod Friedrichs von Tirol und Albrechts V./II. im Jahr 1439 als 24-Jähriger Senior des Hauses Habsburg und Vormund zweier unmündiger Vettern, des jungen Sigmund von Tirol (bis 1446) und des 1440 in Ungarn nachgeborenen Sohnes von Albrecht V./II., Ladislaus (Postumus). Besonders die vormundschaftliche Regierung über Ladislaus war politisch überaus heikel, da König Albrecht - gleichsam als Vorgriff auf die spätere Donaumonarchie - auch über die Königreiche Böhmen und Ungarn regiert hatte. Während Friedrichs Vormundschaftsregierung im Herzogtum Österreich von den Ständen anerkannt wurde, entschied man sich in Ungarn und Böhmen gegen die Thronfolge des neugeborenen Kindes bzw. dessen Vormunds. Die Königinwitwe Elisabeth von Ungarn ließ Ladislaus samt der ungarischen Krönungsinsignie, der Stephanskrone, zu Friedrich nach Wiener Neustadt in Sicherheit bringen, an dessen Hof Ladislaus aufwuchs.

Im Jahr 1440 erfolgte Friedrichs Wahl zum römisch-deutschen König (als solcher Friedrich III.), 1442 reiste er zur Krönung nach Aachen. Fast 30 Jahre sollte er dann nicht mehr ins Reich reisen. Er regierte als König und seit 1452 als Kaiser von seinen Erbländern aus, wo er bevorzugt in Wiener Neustadt residierte. Er ließ die Stadt zur Residenz ausbauen, förderte sie wirtschaftlich, gründete Klöster (Zisterzienserstift Neukloster, Chorherrenstift, Paulinerkloster), und schließlich wurde sie Sitz des vornehmen Ritterordens St. Georg. 1452 verlieh Friedrich der Stadt als besondere Auszeichnung das kaiserliche Doppeladler-Wappen. Sie erlebte als Sitz des Hofes, des Adels und der Diplomaten eine Blütezeit und dankte es Friedrich mit besonderer Treue.

Friedrichs "Markenzeichen" wurde die Buchstabenfolge "AEIOU", die er auf vielen repräsentativen Gebäuden sowie persönlichen Gegenständen anbringen ließ. Später wurde sie unterschiedlich gedeutet, unter anderem als "Austriae est imperare orbi universo", "Austria erit in orbe ultima" oder "Alles Erdreich ist Österreich untertan".

Friedrich wird als ernst und grüblerisch beschrieben, der wenig sprach und kaum Gefühle zeigte, sich besonders für Geschichte, Astrologie und Pflanzen interessierte, Reliquien und andere Dinge sammelte. Er bevorzugte mäßige Ernährung und schlichte Kleidung, lehnte das Tanzen und die in seinen Augen unschicklichen Modeerscheinungen ab und reiste statt zu Pferd im Wagen, was als unmännlich galt. Sein Hof wie auch seine Lebensführung standen in gewisser Weise unter der Maxime des "Maßhaltens", eine durchaus zeitgenössische Tugend, in Fürsten- und Adelskreisen aber medial nur schwer zu vermarkten.  Im Gegensatz zu vielen Herrschern widmete er seine Energie der persönlichen Kontrolle des politischen Tagesgeschehens und des umfangreichen Schriftverkehrs seiner Kanzlei.

Auf seinem Romzug zur Kaiserkrönung heiratete er 1452 die etwa 15-jährige portugiesische Prinzession Eleonore, die, soweit man weiß, die einzige Frau in seinem Leben blieb. Die mit knapp 31 Jahren jung verstorbene Kaiserin soll temperamentvoll gewesen sein und sich mit dem bedächtigen Wesen ihres kaiserlichen Gemahls schwer getan haben. Aus der Ehe stammten fünf Kinder, von denen nur Maximilian (geboren 1459) und Kunigunde (geboren 1465) das Kleinkindalter überlebten. 

In den ersten Regierungsjahren war die Reichspolitik von Niederlagen gegen die Eidgenossen sowie vom Streit zwischen Papst und Konzil bestimmt. Unter dem Einfluss seines Sekretärs Enea Silvio Piccolomini (später Papst Pius II.), eines der bedeutendsten Humanisten der Zeit, stellte sich Friedrich III. auf die Seite des Papstes und schloss 1448 namens der deutschen Nation mit dem Papst ein Konkordat ab, das die reichskirchlichen Verhältnisse bis 1806 regelte. Die Päpste dankten ihm nicht nur mit der Kaiserkrönung, sondern bei seinem zweitem Rombesuch 1468 erwirkte Friedrich die Bistumserhebung von Wien und Wiener Neustadt (1469) und konnte die Heiligsprechung Markgraf Leopolds III. forcieren, die 1485 erfolgte.

In den Erbländern gestaltete sich die vormundschaftliche Regierung traditionell schwierig und bestand vor allem in der Auseinandersetzung mit ständig wechselnden Oppositionsbewegungen. Die allgemeine Unzufriedenheit im Herzogtum Österreich konzentrierte sich auf die Forderung der Entlassung ihres "Erbherrn" Ladislaus. Unter der Führung Ulrichs von Eitzing schlossen sich opponierende Adelige im Oktober 1451 zum so genannten Mailberger Bund zusammen, dem in der Folge fast alle österreichischen Ständemitglieder beitraten. Friedrich befand sich zu dieser Zeit bereits auf dem Romzug zur Kaiserkrönung in Begleitung des jungen Ladislaus. Seine Krönung zum Kaiser am 19. März 1452 in Rom war die erste Kaiserkrönung eines Habsburgers und sollte die letzte Krönung in Rom sein. Die Kaiserwürde blieb fortan - mit nur einer Unterbrechung im 18. Jahrhundert durch die Wittelsbacher - bis zum Ende des römischen Reiches 1806 bei den Habsburgern.

Nach Wiener Neustadt zurückgekehrt, musste der Kaiser nach mehrtätiger Belagerung durch die Österreicher, die von Ungarn und Böhmen Unterstützung erhielten, den damals 12-jährigen Ladislaus Anfang September 1452 aus der Vormundschaft entlassen. Er wurde im Triumph nach Wien gebracht und noch im selben Jahr als Landesfürst von Österreich, Böhmen und Ungarn anerkannt. Es dauerte allerdings Jahre, bis sich Friedrich III. mit seinen damaligen österreichischen Fehdegegnern über gegenseitige Ansprüche und Wiedergutmachungsleistungen einigen konnte.

Mit dem frühen Tod des Ladislaus 1457 erlosch die albertinische Linie im Herzogtum Österreich. In Böhmen wurde Georg von Podiebrad zum König gewählt, in Ungarn entschied sich die Mehrheit der Stände für Matthias Corvinus, den Sohn des langjährigen ungarischen Reichsverwesers János Hunyadi, eine Minderheit wählte Kaiser Friedrich III. Im Herzogtum Österreich kam es zu einem bis 1463 dauernden Krieg zwischen Friedrich III. und seinem Bruder Abrecht VI. um die Nachfolge. Adelsfehden, plündernde Söldnerbanden und starke Inflation infolge der Ausgabe minderwertiger Münzen (Schinderlinge) belasteten das Land schwer und erhöhten die Unzufriedenheit mit der Regierung des Kaisers. Die Belagerung der Kaiserfamilie in der Wiener Burg durch die Wiener 1462 blieb Friedrich III. und Maximilian als schwere Demütigung in Erinnerung.

Der überraschende Tod Albrechts VI. Ende 1463 beendete den Krieg. Friedrich III. wurde nun von den österreichischen Ständen als Landesfürst anerkannt. Im selben Jahr gelang im Frieden von Ödenburg/Wiener Neustadt eine Einigung mit Matthias Corvinus, der die Stephanskrone zurückerhielt. Friedrich wurde die Führung des ungarischen Königstitels auf Lebenszeit zugestanden sowie das Nachfolgerecht der Habsburger in Ungarn, sollte Matthias keine legitimen Nachkommen haben. Diese Regelung bildete die Grundlage der späteren Erbvereinbarungen, bis 1526 schließlich der Erbfall eintrat.

Einen anderen Erbstreit, nämlich jenen um das reiche Cillier Erbe im heutigen Slowenien und Kroatien, hatte der Kaiser schon 1460 gegen die Grafen von Görz durch für ihn ungewöhnlich rasches Handeln und persönliche Präsenz für sich entschieden und damit endgültig die territoriale Einheit der Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain gesichert. In den 70er- und 80er-Jahren des 15. Jahrhunderts waren vor allem diese Länder vom scheinbar unaufhaltsamen Vordringen des Osmanisches Reiches (1453 Fall Konstantinopels) bedroht. Die Bauern waren den Osmanen schutzlos ausgeliefert, die Hilfe des Adels wie auch des Kaisers und des Reichs blieb unzureichend und führte 1478 zu einem Bauernaufstand in den innerösterreichischen Ländern. Ein von Friedrich und besonders von Papst Pius II. (Enea Silvio Piccolomini) immer wieder propagierter Türkenkreuzzug scheiterte allerdings an der Finanzierung.

Neben dem Türkenkrieg waren die letzten zwei Jahrzehnte seiner Regierung von den Konflikten um Burgund im Westen und mit Matthias Corvinus im Osten dominiert. In dieser Zeit erhöhte sich auch die Mobilität des Kaisers, der sich nun öfter in das Reich und nach Burgund begab. Die Vermählung Maximilians mit der burgundischen Erbtochter Maria 1477 legte den Grundstein für die Großmachtbildung Österreichs, brachte aber einen jahrlangen Kampf mit Frankreich um das burgundische Erbe. Maximilian, seit 1486 römisch-deutscher König, blieb dort weitgehend erfolgreich, benötigte aber immer wieder die militärische Unterstützung aus dem Reich, die daher in der Krisenregion im Osten fehlte. 1477 und erneut ab 1482 führte Matthias Corvinus gegen Friedrich III. Krieg und eroberte sukzessive mit Unterstützung nicht weniger österreichischer Adeliger fast ganz Niederösterreich Der Kaiser flüchtete nach Linz, Matthias Corvinus zog 1485 siegreich in Wien ein und empfing die Huldigung der Stände. 1487 kapitulierte auch die hartnäckig verteidigte "allzeit getreue" Neustadt. Matthias residierte bis zu seinem Tod im Jahr 1490 bevorzugt in Wien, wo er glanzvoll Hof hielt. Danach beendete das rasche Vorrücken Maximilians und der Friede von Pressburg 1491 mit König Wladislaw von Ungarn und Böhmen aus dem Haus der Jagellonen, der sich als Nachfolger des Corvinen durchsetzen konnte, die ungarische Herrschaft in Österreich. Erneut wurde die habsburgische Erbfolge im Falle des Aussterbens der Jagellonen vereinbart.

Friedrich III. kehrte nicht mehr nach Ostösterreich zurück. Er erlebte noch die Vereinigung aller habsburgischen Länder, nachdem Herzog Sigmund von Tirol 1490 zu Gunsten Maximilians abgedankt hatte, und starb knapp 78-jährig zehn Wochen nach der Amputation seines rechten Unterschenkels in Linz. Todesursache soll allerdings übermäßiger Melonengenuss gewesen sein. Er wurde im Stephansdom in Wien beigesetzt. Sein prächtiges Grabmal aus rotem Marmor entwarf Meister Niclas Gerhaert van Leyden.

Die moderne Forschung zu Friedrich III. interessiert weniger Persönlichkeit und Charakter des Kaisers, sondern Umfeld und Umwelt, das Beziehungsgefüge zwischen Kaiser und Reich, die durch gute Überlieferung der Urkunden greifbar werdenden politischen Entscheidungsprozesse und die Formen sowie Möglichkeiten und Grenzen politischen Handelns. Die Regierungszeit Friedrichs III. wird als Zeit des historischen Wandels gesehen, die von fortgeschrittener Juridifizierung, ausgeprägtem Herrscherverständnis, überkommenen Ritteridealen sowie ständischem Bewusstsein im Reich und in den Erbländern geprägt war. Friedrich regierte und reagierte gleichsam als Katalysator der mit diesem Wandel verbundenen Krisen.