Alfred Gusenbauer


*8.2.1960

Biographie

Der SPÖ-Politiker, von 2000 bis 2008 Bundesparteivorsitzende und 2007/08 Bundeskanzler, stammt aus einer Arbeiterfamilie in Ybbs an der Donau. Er besuchte das Bundesgymnasium in Wieselburg (1970-1978) und absolvierte anschließend das Studium der Politikwissenschaft, der Philosophie und der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er 1987 promovierte. Thema seiner Dissertation war die österreichische Friedensbewegung.
Gusenbauers Engagement in der Partei begann in der Sozialistischen Jugend, deren Bundesvorsitzender er 1984 wurde. Er blieb beruflich in der sozialdemokratische Partei, zunächst bis 1990 als Angestellter der SPÖ, danach war er in der niederösterreichischen Kammer für Arbeiter und Angestellte beschäftigt und von 1999 bis 2000 Landesgeschäftsführer der SPÖ Niederösterreich. Im Laufe der Jahre übte er eine Vielzahl politischer Funktionen aus: SJ-Chef bis 1990, Bezirksparteivorsitzender, Präsidiumsmitglied der SPÖ Niederösterreich, 1991 Abgeordneter im Bundesrat und Mitglied der österreichischen Delegation im Europarat, 1993 wechselte er in den Nationalrat. Nach den Nationalratswahlen 1999 wurde er im Jänner 2000 Nachfolger des Bundesgeschäftsführers Andreas Rudas und wenige Wochen später, am 16. Februar, als Kompromisskandidat Nachfolger Viktor Klimas als Bundesvorsitzender, mit 40 Jahren der jüngste SP-Chef in der Geschichte der Partei.

Gusenbauer übernahm ein schweres Erbe. Die SPÖ hatte bei den Wahlen am 3. Oktober 1999 mit 33,2 Prozent nicht nur ihren historischen Tiefstand seit 1970 erreicht, sondern befand sich nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP nach fast 30-jähriger Regierung auch in der Opposition. Gusenbauers Ziel war die Reform der Partei, sein großes Vorbild ist Bruno Kreisky. Bei den Wahlen 2002 erreichte die SPÖ zwar einen Stimmengewinn (36,9 Prozent), wurde aber durch den Überraschungserfolg der ÖVP (42,3 Prozent) nach 32 Jahren erstmals zweitstärkste Partei. Nach sechs Jahren Opposition und trotz schwerer Erschütterung durch den Bawag-Skandal im Frühjahr 2006 schaffte die SPÖ im Herbst 2006 einen überraschenden, wenn auch knappen Sieg: nur ein Prozent trennte sie von der ÖVP. Nach zähen, über drei Monate dauernden Verhandlungen gelang die Bildung einer großen Koalition unter seiner Führung. Am 11. Jänner 2007 wurde Alfred Gusenbauer von Bundespräsident Heinz Fischer als Bundeskanzler einer SP-VP-Regierung angelobt. Bereits im darauf folgenden Jahr führte interne Kritik zum Rücktritt Alfred Gusenbauers als Parteivorsitzender und in weiterer Folge zur Kündigung der Koalition durch die ÖVP. Sein Nachfolger an der Spitze der Partei und als Bundeskanzler der aus den Neuwahlen 2008 hervorgegangenen Neuauflage der SPÖ-ÖVP-Koalition wurde sein Wiener Kollege Werner Faymann. Alfred Gusenbauer kehrte zunächst in die niederösterreichische Arbeiterkammer zurück (Referatsleiter für Europafragen), 2009 übernahm er allerdings Aufgaben in der Privatwirtschaft und schied aus der Arbeiterkammer aus.