Hans Hollein


*30.3.1934 bis †24.4.2014

Biographie

Der Architekt des NÖ Landesmuseums gilt als einer der Pioniere der postmodernen Architektur. Er bedient sich einer bildhaft-semantischen, antitypologischen und antistrukturellen Formensprache. Architektur wird als kontextuelle Kunst, als Recherche und Kommentar definiert, plastische Baukörper treten in vielfältigen Erscheinungsformen auf. Mit der Gestaltung der Ausstellungshalle und des Landesmuseums, das sich in der Architektur als Erlebnismuseum präsentiert, hat Hans Hollein das architektonischen Gesamtbild des Kulturbezirks der Landeshauptstadt nicht nur entscheidend mitgeprägt, sondern mit der Eröffnung des Landesmuseums im November 2002 auch zum Abschluss gebracht.

Hans Hollein studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister Architektur (Diplom 1956) und am lllinois Institute of Technology (ITT) in Chicago Architektur und Städtebau (1958-59). An der University of California in Berkeley schloss er 1960 sein Architekturstudium ab (Master of Architecture).
In den folgenden Jahren entstanden Serien visionärer Farbcollagen, in denen sich Steingebilde und überdimensionale Baumaschinen auf Stelzen über die Stadthorizonte von Wien oder New York erheben. Auch die Zeichnungen aus der Zusammenarbeit mit Walter Pichler enthalten Ansätze zu einer neuen, autonomen Architektur.

Seine ersten praktischen Arbeiten waren Aus- und Umbauten. Die oft schmalbrüstigen Fassaden setzten sich spektakulär von ihrer Umgebung ab. Blickfang der Richard Feigen Gallery in New York war eine verchromte Zwillingssäule am asymmetrischen Eingangsausschnitt der glatten, weißen Front. Von 1967 bis 1976 lehrte Hollein als Professor für Baukunst an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Für die Firma Siemens übernahm er die Inneneinrichtung der Hauptniederlassung in München. 1974 war das Juweliergeschäft Schullin in Wien fertig gestellt: Ein in die äußere Verkleidung »gebrochener« Riss, der sich bis in die Eingangstür fortsetzt, wurde hier zur optischen Sensation. Beim Städtischen Museum am Abteiberg in Mönchengladbach fügte Hollein verschiedene in den Hang gesenkte Baukompartimente zu einem Komplex zusammen (1972-82).

Seit 1976 lehrt Hollein als Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (1976-86 Meisterklasse für Industrial Design, 1979-2002 Meisterklasse für Architektur). Im selben Jahr begann er mit dem - Hauptsitz des Wiener Verkehrsbüros, bei dem er verfremdete Reisezitate wie goldfarbene Palmen und antike Säulenstümpfe in einen glasüberwölbten Pavillon stellte. Wie die New Yorker Filiale des Münchner Modehauses Ludwig Beck im Trump Tower (1981-83) ist allerdings auch diese Einrichtung inzwischen wieder zerstört. Beim Museum Moderner Kunst in Frankfurt (1982-91) füllt ein großes Tortenstück mit zeichenhaft gesetzten Fenstereinschnitten das dreieckige Grundstück aus. Das Haas-Haus im Zentrum Wiens ist Kontrast und Integration zugleich, durch Spiegelung in der breiten Glasfront wird der jahrhundertealte Stephansdom Teil der modernen Architektur.
Produktdesign entwickelte Hans Hollein unter anderem für die Unternehmen Wilhelmi, Bösendorfer, Knoll, Alessi, Wittmann, Backhausen, Hirsch, Z- Sparkasse, Cleto Munari, Schullin und Köchert.

Neben seiner Arbeit in Architektur, Design und Kunst trat Hollein auch als Gestalter von Ausstellungen hervor, darunter die Papier-Ausstellung am Wiener Design Zentrum (1971/72), »MANtransFORMS« im New Yorker Cooper-Hewitt Museum (1976), »Die Türken vor Wien« (1983) und »Traum und Wirklichkeit« (1985) in Wien. Hans Hollein wurde mehrfach ausgezeichnet, auch mit dem Großen Österreichischer Staatspreis 1983, dem Pritzker Architecture Prize 1985 und dem Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1990. 1978 bis 1990 war er österreichischer Kommissär für die Kunst-Biennale und 1991 bis 1996 für die Architektur-Biennale Venedig.