Hans Kudlich


*25.10.1823 bis †11.11.1917

Biographie

Der liberale Politiker gilt als der "der österreichische Bauernbefreier", dessen Antrag auf Aufhebung der Grunduntertänigkeit 1848 die größte Eigentumsverschiebung auslöste, die Österreich jemals erlebt hatte.

Hans Kudlich wurde in Schlesien als Sohn wohlhabender Bauern geboren und studierte in Wien Philosophie und Jus. Er nahm an der Märzrevolution aktiv teil, musste aber wegen einer Verwundung vorübergehend in seine Heimat zurückkehren. Dort wurde er als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt. Am 24. Juli 1848 stellte er den Antrag auf "Aufhebung des Unterthänigkeitsverhältnisses", der in einer - gegen seinen Willen - abgeänderten Form vom Reichstag angenommen und am 7. September zum Gesetz erhoben wurde. Die Durchführung des Patents erfolgte durch eine Landeskommission sowie Bezirkskommissionen, die von 1850 bis 1853 mit der Ablöse - der so genannten "Grundentlastung" - beschäftigt waren.

Insgesamt wurden in Niederösterreich 285.146 Bauern frei. Es gab 2.645 Grundherren, deren Rechte überprüft und abgelöst werden mussten. Von den festgestellten Entschädigungssummen an die Grundherren wurde ein Drittel für wegfallende Herrschaftsverpflichtungen abgezogen, ein Drittel bezahlten die Bauern, ein Drittel das Kronland. Die Grundentlastung erwies sich für meisten früheren großen Herrschaftsbesitzer auf Grund der Kapitalbildung und der sich daraus ergebenden Investitionsmöglichkeiten als gewinnbringend.

Die Bauern wurden zu freien Eigentümern ihres Grund und Bodens, befreit von Robot, Zehent und anderen grundherrlichen Lasten. Allerdings profitierten davon vor allem die wohlhabenden Bauern, während die Klein- und Nebenerwerbsbauern nicht nur Schwierigkeiten hatten, die Ablöse aufzubringen, sondern in Folge auch mit den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten des freien Marktes und mit den neuen Steuerlasten zu kämpfen hatten. 
Hans Kudlich war zunächst weiterhin in der Revolution aktiv tätig. In den Oktobertagen erreichte er die Übergabe des Zeughauses am Hof in Wien an die Studentenlegion und versuchte in Ober- und Niederösterreich ein bäuerliches Aufgebot zur Unterstützung der Wiener Bürger gegen die kaiserliche Armee zustande zu bringen. Er begab sich zum Reichstag nach Kremsier und entging nach dessen Auflösung am 7. März 1849 der Verhaftung durch Flucht. Zunächst trat er in die Dienste der provisorischen revolutionären Regierung in der Pfalz, musste aber im Juni in die Schweiz fliehen, wo er in Zürich Medizin studierte und 1853 promovierte.

Auf Drängen des österreichischen Gesandten wurde Kudlich aus der Schweiz ausgewiesen, ging nach Amerika und ließ sich in Hoboken bei New York als Arzt nieder, wo er 1854 wegen seiner Teilnahme an der Oktoberrevolution in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. In Amerika war er begeisterter Parteigänger Abraham Lincolns und setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei ein. 1867 amnestiert, kehrte er im April 1872 nach Österreich zurück, wo er in Linz stürmisch empfangen wurde und eine Aufsehen erregende Rede hielt, die nicht mit dem obligaten Hoch auf den Kaiser schloss. Wien verlieh ihm am 2. Mai die Ehrenbürgerschaft, die jedoch auf Anordnung Kaiser Franz Josephs zurückgenommen werden musste. Enttäuscht kehrte Kudlich nach Amerika zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte. 1873 erschienen seine Lebenserinnerungen "Rückblicke und Erinnerungen" in drei Bänden.