Kaiser Rudolf II.


*18.7.1552 bis †20.1.1612

Biographie

Erzherzog Rudolf war nach dem frühen Tod seines Bruders der älteste Sohn von Kaiser Maximilian und Maria von Spanien. Er wurde am spanischen Hof König Philipps II. erzogen, war umfassend gebildet, auch in Musik, Literatur und Malerei, und beherrschte mehrere Sprachen. Zeit seines Lebens blieb ihm das "Spanische" seiner Erziehung erhalten, das in großem Stolz und starker Distanziertheit zum Ausdruck kam.

Rudolf kehrte 1571 nach Österreich zurück. Ein Jahr später wurde er in Ungarn, 1575 in Böhmen zum König gekrönt und im selben Jahr zum römisch-deutschen König gewählt. Nach dem Tod seines Vaters 1576 trat er dessen Nachfolge als Kaiser an und verlegte die Reichsverwaltung nach Prag, wo der kaiserliche Hof, an dem ein religiös tolerantes Klima herrschte, ein Zentrum der Kunst und Wissenschaft war. Besonders interessiert an Alchemie und Astronomie, versammelte Rudolf bedeutende Gelehrte um sich, darunter die Astronomen Johannes Kepler und Tycho Brahe und den Mathematiker Rabbi Löw. Im Gegensatz zum Klima am Hof begannen im Erzherzogtum Österreich, das von den Brüdern des Kaisers, Erzherzog Ernst und später Matthias, als Statthalter verwaltet wurde, die gegenreformatorischen Maßnahmen zu greifen. Die Zensur wurde verschärft, die evangelischen Prädikanten wurden vertrieben und die Rekatholisierung wurde mit Hilfe von Reformkommissionen in den Städten gewaltsam durchgesetzt. In der von der konfessionellen Frage beherrschten Reichspolitik übernahm zunehmend das katholische Bayern die Führungsrolle, der Kaiser trat als handelnde Hauptperson in den Hintergrund, was wohl auch mit seiner zeitweiligen Regierungsunfähigkeit - er litt vermutlich an Schizophrenie - in Zusammenhang stand. 

In die Periode Rudolfs fiel der "lange Türkenkrieg" (1592-1606). Die den Untertanen auferlegten schweren Belastungen zur Abwehr der Osmanen, der unzureichende Schutz und die Rekatholisierung führten in Ober- und Niederösterreich 1595/1596 zu einem landesweiten Bauernaufstand, den Erzherzog Matthias mit aller Härte niederwerfen ließ, während gleichzeitig mit dem von den Bauern als positive Gestalt idealisierten Kaiser in Prag verhandelt wurde. Die Beendigung des Krieges gegen die Osmanen mit dem Frieden von Zsitvatorok (1606), den Erzherzog Matthias gegen den Willen Rudolfs abschloss, trug wesentlich zum habsburgischen "Bruderzwist" bei, der das letzte Regierungsjahrzehnts des Kaisers prägte. In dessen Verlauf nahm die protestantische Sache einen bedeutenden Aufschwung, da beide Parteien die Unterstützung der Stände suchten.

Rudolf gewährte den böhmischen Ständen im "Majestätsbrief" von 1609 Religionsfreiheit, während sich Matthias mit den großteils protestantischen österreichischen, den ungarischen und den mährischen Ständen zusammenschloss. Schließlich musste Rudolf, selbst unverheiratet und kinderlos, Matthias als Nachfolger bestimmen und ihm zunächst Mähren, Ungarn und Österreich und dann Böhmen abtreten. Mit dessen Krönung zum böhmischen König im Jahr 1611 in Prag wurde Rudolf II. ein Kaiser ohne Land, der nur mehr seine Residenz, den Prager Hradschin, behalten durfte, wo er am 20. Jänner 1612 starb und im Prager Veitsdom beigesetzt wurde.
Zehn Jahre zuvor, 1602, hatte er in der Prager Hofwerkstätte eine Hauskrone als Insignie und Darstellung der kaiserlichen Würde und Macht anfertigen lassen, die zwei Jahrhunderte lang bei keiner Krönung verwendet wurde, bis sie 1804 zur Kaiserkrone Österreichs wurde. Rudolf II. gilt als einer der interessantesten, aber wegen seiner auffälligen Interessen und psychischen Erkrankung zugleich merkwürdigsten Habsburger auf dem Kaiserthron.