Wolfgang Schmeltzl


*~1500 bis †~1564

Biographie

Das Werk Wolfgang Schmeltzls, obwohl einer breiten Öffentlichkeit heute unbekannt, nimmt einen herausragenden Platz in der Literaturgeschichte ein. In seiner Funktion als Lehrer am Wiener Schottenstift in den Jahren 1540 bis 1551 ließ Schmeltzl dort Komödien mit biblischen Themen aufführen (sieben davon sind erhalten) und begründete so das deutschsprachige Schuldrama in Österreich. Damit setzte er eine von Konrad Celtis und Benedictus Chelidonius begonnene Tradition mit religiös-pädagogischem Akzent in der Volkssprache fort. Trotz seiner Bemühungen gelang es ihm aber nicht, das deutschsprachige Drama in Österreich zu verwurzeln, sondern über lange Zeit sollte das lateinische Jesuitendrama eine vorherrschende Rolle im Theaterleben spielen.

Wolfgang Schmeltzl verfasste aber nicht nur Dramen: Das Epos "Der Christlich und Gewaltig Zug in das Hungerland" (1556) berichtet vom Feldzug Erzherzog Ferdinands gegen die Osmanen, an dem er selbst teilgenommen hatte. Sein "Lobspruch der Hochlöblichen weitberümbten Khünigklichen Stat Wienn in Osterreich" (1547) ist eine bedeutende Quelle für die Wiener Kulturgeschichte. Schmeltzl sammelte Wiener Volkslieder und veröffentlichte sie in der Sammlung "Guter seltzamer und künstreicher teutscher Gesang" (1544), dem einzigen vierstimmigen, aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhaltenen Liederbuch.

Nach seiner überaus produktiven Zeit als Schulmeister bei den Schotten verlieren sich für kurze Zeit die biografischen Spuren des Wolfgang Schmeltzl. 1551 ist er noch im Schottenstift bezeugt, erst fünf Jahre später begegnet er wieder als Schulmeister und Pfarrer in St. Lorenzen am Steinfeld (Gemeinde Ternitz in Niederösterreich), wo er im Jahr 1564 auch gestorben ist.