Rudolf Steiner


*27.2.1861 bis †30.3.1925

Biographie

Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, wurde in Kraljevica (Kroatien) geboren, dem damals zu Österreich-Ungarn gehörigen Dienstort seines Vaters Johann, eines Südbahnbeamten. Seine Eltern stammten aus dem Waldviertel und lebten ab 1882 einige Jahre in Brunn am Gebirge. Er besuchte die Realschule in Wiener Neustadt, studierte ab 1879 in Wien Mathematik, Philosophie und Geschichte und widmete sich vor allem dem Goethe-Studium. Im Gliedererhof in Brunn schrieb er sein Erstlingswerk, die Einleitungen der historisch-kritischen Ausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften.

Steiner war zunächst Privatlehrer bei einer Wiener Familie und arbeitete an der Herausgabe der großen "Sophien-Ausgabe" von Goethe mit. 1889 wurde er in das Goethe-Archiv in Weimar berufen, wo er bis 1897 tätig war und Goethes naturwissenschaftliche Schriften herausgab. 1891 promovierte er zum Doktor der Philosophie an der Universität Rostock und setzte sich auch in der Folgezeit besonders mit philosophischen Themen auseinander. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin (1897) gab er das "Magazin für Literatur" sowie die "Dramaturgischen Blätter" heraus und lehrte an der von Liebknecht gegründeten Berliner "Arbeiter-Bildungsschule" (1899-1904).

Um die Jahrhundertwende wandte er sich zunehmend der Mystik zu und begann mit dem Aufbau der Anthroposophie. Er hielt in Berlin und dann in ganz Europa anthroposophische Vorträge und gab ab 1903 die Zeitschrift "Luzifer" (später "Lucifer-Gnosis") heraus. In den in dieser Zeit verfassten Schriften, darunter vier Mysteriendramen, beschäftigte sich Steiner mit der Mystik des Christentums, den Mysterien des Altertums, mit der Theosophie als übersinnlicher Welterkenntnis und Menschenbestimmung sowie mit der Frage der menschlichen Selbsterkenntnis, die ihn zur Anthroposophie führte. 1912 verfasste er einen Anthroposophischen Seelenkalender mit Wochensprüchen als Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen, 1913 gründete er die "Anthroposophische Gesellschaft" (ab 1923 "Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft") und errichtete in Dornach in der Schweiz als Zentrum und Lehrstätte das erste "Goetheanum".

Er hielt Vorträge und Kurse zur Erneuerung auf den Gebieten der Kunst, Pädagogik und Naturwissenschaften, des soziales Lebens, der Medizin und Theologie und entwickelte die Bewegungskunst der "Eurythmie". 1919 gründete der Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik Emil Molt für die Kinder seiner Arbeiter und Angestellten die erste Waldorfschule in Stuttgart, die Rudolf Steiner bis zu seinem Tod leitete.

In seinen letzten Lebensjahren publizierte er neben der Vortrags- und Lehrtätigkeit regelmäßig in der 1921 gegründeten Wochenschrift "Das Goetheanum" und widmete sich seiner Autobiografie, die aber unvollendet blieb. Er starb 1925 in Dornach, bis heute Sitz der anthroposophischen Gesellschaft. Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk umfasst Publikationen auf theologischem, philosophischem, ökonomischem und medizinisch-hygienischem Gebiet. In den in vielen Ländern bestehenden Rudolf-Steiner-Waldorfschulen bildet die Anthroposophie die Grundlage einer alle Aspekte des menschlichen Lebens - Geist, Körper und Seele - gleichermaßen umfassenden ganzheitlichen Pädagogik.