Paul Strudel (Strudl)


*1648 bis †1708

Biographie

Der Bildhauer, Architekt und Ingenieur Paul Strudel, geadelt als Freiherr von Strudel und Vochburg, war der Älteste der aus Südtirol stammenden Brüder Strudel, die alle in Wien wirkten. Er wurde wie seine Brüder Peter und Dominik im Val di Non in Südtirol, angeblich in Cles, geboren, wo ihr Vater Jakob als Bildhauer wirkte. Paul lernte bei seinem Vater und bei Johann Carl Loth in Venedig. 1684 kam er nach Wien, wo er für den Fürsten Liechtenstein drei Statuen anfertigte und an der 1693 geweihten Dreifaltigkeitssäule mitarbeitete. Seine hohe Entlohnung soll damals den Neid seiner deutschen Kollegen erregt haben.
Sein bedeutendstes Werk sind die lebensgroßen Statuen aus weißem Marmor für die Ahnengalerie der Habsburger. 1696 erhielt er von Kaiser Leopold I. den Auftrag unter der Bedingung, alle drei Jahre zwei Figuren abzuliefern, Material und Arbeit aber selbst zu stellen. Bis zu seinem Tod lieferte er 16 Figuren ab, die restlichen 15 der insgesamt 31 Statuen schuf sein jüngerer Bruder Peter, der künstlerisch Erfolgreichste der Familie. Die Statuen befinden sich heute im Prunksaal der Nationalbibliothek und im so genannten Habsburgersaal der Franzensburg in Laxenburg. Zu seinen weiteren Werken zählt auch ein ursprünglich für die römische Königskapelle der Hofburg bestimmter Altar, den Joseph II. in die Kapuzinerkirche in Wien transferieren ließ.
Durch seine italienische Ausbildung trug Paul Strudel wesentlich dazu bei, den pompösen Stil Berninis nach Österreich zu vermitteln. Seine größte Stärke lag in der virtuosen Marmorbehandlung und der technischen Geschicklichkeit. Seine künstlerische Wirkung erzielte er vor allem in der dekorativen Gartenkunst, die heute aber größtenteils verschwunden ist. Er starb 1708 in Wien.