Markgräfin Agnes


*1072 bis †24.9.1143

Biographie

Markgräfin Agnes, die Gemahlin Leopolds III., stammte aus dem salischen Kaiserhaus. Sie war die Tochter von Kaiser Heinrich IV. und Berta von Turin, einer mächtigen und selbstbewussten Frau. Den Namen hatte sie von ihrer Großmutter Agnes von Poitou, der Frau von Kaiser Heinrich III. und Tante des fürstlichen Troubadours Wilhelm von Toulouse, die eine Zeit lang für ihren unmündigen Sohn Heinrich IV. die Herrschaft geführt hatte. 
Als Agnes ihrem ersten Mann versprochen wurde, dem über 30-jährigen Aufsteiger Friedrich, Herzog von Schwaben, war sie sieben Jahre alt. Friedrich gründete die Burg auf dem Staufen und Agnes wurde die Stammmutter einer der berühmtesten Herrscherfamilien des Mittelalters, der Staufer. In der Zeit zwischen ihrem 13. Lebensjahr, als das eheliche Leben aufgenommen wurde, und dem Tod ihres ersten Mannes gebar sie etwa ein Dutzend Kinder. Dass eines davon, nach seinem Vater Friedrich genannt, Herzog von Schwaben würde, war vorherzusehen - dass der zweite Sohn, Konrad, König werden sollte, allerdings nicht. Sohn des Schwabenherzogs war Friedrich Barbarossa, wohl neben Karl dem Großen der berühmteste Kaiser des Mittelalters.

Kaum war Agnes Witwe, wurde sie aus politischen Gründen wieder einem Fürsten versprochen, dem Babenberger Leopold. Im Osten des Reiches begann die 34-Jährige im Jahre 1106 noch einmal ein neues Leben, die Kinder aus der ersten Ehe blieben in Schwaben. Die hohe Abstammung der Kaisertochter und die Fruchtbarkeit der Ehe deuteten spätere Chronisten als Zeichen von Gottes Segen, der auf der Herrschaft des "frommen" Markgrafen lag. Seine Frömmigkeit bewies er durch Klöstergründungen und reiche Stiftungen.

Die Legende - die allerdings aus viel späterer Zeit stammt - berichtet, dass der Wind Agnes' Schleier vom Kahlenberg (heute Leopoldsberg) nach Klosterneuburg geweht hätte, wo er an einem Holunderbusch hängen blieb; dort errichtete der Markgraf das große Kloster. Direkt beteiligt war Agnes wohl an der Entstehung des dortigen Frauenstifts, das nach Umwandlung des Kanonikerstifts in ein Augustiner-Chorherrenstift (1133) unter dem ersten Propst Hartmann errichtet wurde. Das Stiftungsgut soll aus dem Vermögen der Markgräfin gestammt haben, und ihr Todestag wurde dort alljährlich feierlich begangen.

Agnes brachte in ihrer zweiten Ehe noch einmal mehr als ein Dutzend Kinder zur Welt, wie die Quellen berichten. Trotz ihrer vielen Geburten erreichte sie ein hohes Alter und überlebte ihren zweiten Mann um sieben Jahre. Nach seinem Tod hatte sie keine leichte Zeit, denn die Söhne Leopolds stritten um die Nachfolge. Selbst der Papst schickte ihr eine Trostbotschaft. Sie starb 1143 und wurde in Klosterneuburg beigesetzt. Auch wenn niemand daran dachte, Agnes - so wie Leopold - heilig zu sprechen, ist sie neben Maria Theresia und "Sisi" wohl eine der bekanntesten Landesfürstinnen.