Biographie
Ulrich von Eitzing (auch: Eyczing) war eine der schillerndsten politischen Persönlichkeiten des 15. Jahrhunderts und wurde wegen seiner Skrupellosigkeit auch als "Dämon Österreichs" bezeichnet. Er entstammte einem oberösterreichischen Rittergeschlecht, das in der Nähe von Ried im Innkreis ansässig war, und kam durch die Ehe mit Barbara Kraft zu Vermögen. In kurzer Zeit erwarb er zahlreiche Besitzungen im Wald- und Weinviertel sowie in Mähren, darunter die Feste Kaja, die Stadt Zwettl und die Feste Falkenstein. Den Kern seiner Güter bildete die Herrschaft Schrattenthal, die er 1434 erwarb und später als Herrschaftszentrum ausbauen ließ.
Ulrich erlangte eine bedeutende Stellung am Hof, begleitete den Herzog auf Kriegsfahrten und kämpfte in Niederösterreich gegen die Hussiten. 1437 erhielt er das Amt des landesfürstlichen Hubmeisters (Verwalter des landesfürstlichen Vermögens), das die Basis zu seinem weiteren Aufstieg und Reichtum bildete. Am 22. Februar 1439 wurde er mit seinen Brüdern Oswald und Stephan von König Albrecht in den Freiherrnstand erhoben. Nach dem Tod Albrechts (1439) konnte Ulrich seine politische Stellung auch unter dessen Nachfolger Friedrich III., der als Vormund des nachgeborenen Sohns Albrechts, Ladislaus, Nieder- und Oberösterreich regierte, ausbauen und erhielt sogar das Privileg, mit rotem Wachs zu siegeln (1445).
1451 stellte er sich an die Spitze einer opponierenden Adelsgruppe mit dem Ziel, die Entlassung von Ladislaus aus der königlichen Vormundschaft zu erreichen. Am 14. Oktober 1451 schlossen die Adeligen in der Johanniterkommende in Mailberg ein Bündnis, den Mailberger Bund, der im Dezember auf einem Landtag in Wien endgültig mit 254 Siegeln, mehrheitlich von Mitgliedern des Herren- und Ritterstandes, aber auch von 22 Prälaten und 13 Städten, besiegelt wurde. Auf dem Landtag bot Eitzing eine beeindruckende Inszenierung: Er ließ die ältere Schwester des Ladislaus, Elisabeth, in ärmlicher Kleidung auftreten, weinend über die schlechte Behandlung durch König Friedrich klagen und um die Hilfe der Stände bitten. Die Stände wählten Eitzing zum "obersten Landeshauptmann" an der Spitze eines Gremiums von zwölf Landesverwesern, das die Verwaltung in Österreich ob und unter der Enns übernahm. Der auch von ungarischen und böhmischen Adeligen sowie dem mächtigen Grafen Ulrich von Cilli unterstützte Widerstand gegen Friedrich III. führte zur Belagerung von Wiener Neustadt (1452) nach dessen Rückkehr von der Kaiserkrönung in Rom und zur Herausgabe des zwölfjährigen Ladislaus.
In den folgenden Jahren war Graf Ulrich von Cilli der größte Rivale Ulrichs von Eitzing um den Einfluss auf den jungen Ladislaus. 1453 stürzte er den Cillier, zwei Jahre später erfolgte sein eigener Sturz durch den zurückgekehrten Grafen. Nach dem Tod Ulrichs von Cilli (1456 in Belgrad ermordet) und des Ladislaus (1457) stand Ulrich von Eitzing zunächst an der Spitze der provisorischen ständischen Regierung im Herzogtum Österreich, wurde aber 1458 von Herzog Albrecht VI., dem Bruder Kaiser Friedrichs III., gefangen genommen. Nach seiner Freilassung bemühte er sich erneut um das Zustandekommen eines Adelsbündnisses, starb aber in Schrattenthal an der Pest.