Biographie
Kaiserin Elisabeth ist neben Maria Theresia die berühmteste Frauengestalt unter den Habsburgerinnen und war schon zu Lebzeiten ein Mythos. Sie wurde in München als Tochter des Herzogs Max in Bayern und der Herzogin Ludovika geboren. Ludovika war eine Schwester der Erzherzogin Sophie, der Mutter von Franz Joseph. Elisabeth wuchs in Possenhofen am Starnberger See in ungezwungener Atmosphäre auf. Eigentlich war ihre ältere Schwester Helene (Néné) als Braut für Franz Joseph ausersehen, doch der Kaiser entschied sich für Sisi, mit der er sich 1853 in Ischl verlobte. 1854 heirateten sie in der Augustinerkirche in Wien.
Erzherzogin Sophie übernahm die "Erziehung" der 16-jährigen Kaiserin, der das von Protokoll, Hierarchie und zeremoniellen Vorschriften bestimmte Leben am Kaiserhof fremd war. Sie hatte zu lernen, sich wie eine "kaiserliche Majestät von Gottes Gnaden" zu benehmen, deren Position der Kaiserfamilie über alle anderen Menschen erhaben war. In den ersten Jahren versuchte Elisabeth, den strengen Anforderungen des Wiener Hofs gerecht zu werden, und erfüllte auch ihre Hauptaufgabe, kaiserliche Kinder auf die Welt zu bringen: 1855 wurde Sophie geboren, die schon zwei Jahre später starb, 1856 Gisela und schließlich 1858 der ersehnte Kronprinz Rudolf.
Die Verantwortung über die "Kindskammer" behielt sich Sophie vor, während Elisabeth die Kinder nur zu bestimmten Stunden und für begrenzte Zeit sehen durfte. Die damit verbundenen Konflikte verschärften sich nach der Geburt Rudolfs, sodass die Kaiserin 1860 den Hof verließ und zwei Jahre in Possenhofen sowie in Madeira und Korfu verbrachte, wo sie eine Krankheit ausheilte. Sie kehrte als selbstbewusste und außergewöhnlich schöne Frau zurück, die sich durchzusetzen verstand. Die Erziehung zur kaiserlichen Majestät hatte letztlich gefruchtet, wenn auch nicht im Sinne ihrer Schwiegermutter und Franz Josephs, der um ihre Gunst geradezu buhlte.
Elisabeth wurde fordernd und exzentrisch, gegenüber der höfischen Gesellschaft zynisch bis provokativ. Mit Strenge, Härte und Disziplin, den bewährten Erziehungsmitteln der Erzherzogin Sophie, arbeitete sie exzessiv mit Gymnastik, Reiten, Hungerkuren und zeitaufwändiger Pflege ihrer knielangen Haare, um die schönste Monarchin Europas zu werden. Ihre Schönheit wurde in den 1860er Jahren legendär und manche Besucher kamen nur nach Wien, um einen Blick auf diese größte Sehenswürdigkeit der Donaumonarchie zu werfen. Elisabeth machte sich zu einer Märchengestalt , unerreichbar, rätselhaft, schwierig, und sie war, wie ein Beobachter respektlos schrieb, ein Paradiesvogel inmitten eines Hühnerhofes. Ihre neue Stellung zeigte sich darin, dass sie für den bis dahin militärisch erzogenen Kronprinzen Rudolf 1865 eine bürgerliche-liberale Erziehung durchsetzen konnte.
1867 hatte Elisabeth maßgeblichen Anteil am Ausgleich mit Ungarn, für das sie eine besondere Vorliebe hatte. Sie hielt sich viel in Ungarn auf und war in engem Kontakt mit ungarischen Politikern, darunter Nikolaus Esterházy, Elemer Batthány, Sohn des 1849 hingerichteten Ministerpräsidenten, und vor allem Graf Gyula (Julius) Andrássy. Am 8. Juni 1867 erfolgte die ungarische Königskrönung des Kaiserpaares in Budapest, aus dem Kaisertum Österreich wurde die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Elisabeth, nun gekrönte und umjubelte Königin von Ungarn, war auf dem Höhepunkt ihres Lebens. Zehn Monate später kam Marie Valerie zur Welt, das "ungarische Kind", das in der Obhut der Mutter zur Ungarin erzogen wurde. Im Schlösschen Gödöllö bei Budapest, dem Krönungsgeschenk der ungarischen Nation, verbrachte die Kaiserin in den folgenden Jahren viel Zeit mit ihrer Tochter und ihren ungarischen Freunden und widmete sich intensiv den Reitjagden, wofür die Park- und Waldlandschaften ein idealer Platz waren.
Elisabeth beschäftigte sich aber auch mit Spiritismus und Literatur - sie war eine große Heinekennerin - und entwickelte immer mehr republikanische Ideen. Neben Ungarn liebte sie besonders Griechenland und lernte auch Griechisch. Nach dem tragischen Tod ihres Sohnes Rudolf 1889, zu dem sie immer eine distanzierte Beziehung hatte, trug sie nur mehr Trauerkleider. Ihre letzten Lebensjahre waren ausgefüllt von Reisen quer durch Europa, meist nur in Begleitung einer Hofdame. 1889 wurde sie in Genf vom italienischen Anarchisten Luigi Luccheni mit einer Feile erstochen und in der Kapuzinergruft beigesetzt. Auf ihrem Sarg steht auf Wunsch der Ungarn nicht nur Kaiserin von Österreich, sondern auch Königin von Ungarn. Sie selbst wollte eigentlich in Korfu auf dem einsamen Berg Aja Kyriaki begraben werden.
Kaiserin Elisabeth wurde zum Mythos, an dem sie selbst sehr bewusst gearbeitet hat. In Erinnerung sollte eine wunderschöne, unverstandene und zutiefst einsame Elisabeth bleiben, die sich weigerte, nichts als Kaiserin zu sein. Sie hatte die ihr zugewiesene Rolle als Ehefrau, Mutter und Repräsentationsfigur zwar verweigert, ihre Form der Selbstverwirklichung lebte sie aber letztlich in der Rolle der "Kaiserin", erhaben über alle Sterblichen. Der Kaiserhof war die unverzichtbare "Bühne", auf der ihr Leben zur Legende werden konnte.