Biographie
Joachim Enzmilner, Graf von Windhag (heute Windhaag bei Perg, Bezirk Perg, OÖ), war eine der bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der mit der "Topographia Windhagiana" die erste Herrschaftstopografie Österreichs anfertigen ließ.
Er wurde im Jahr 1600 unweit von Augsburg als Sohn eines Schulmeisters geboren. Nach Studien an verschiedenen Universitäten promovierte er 1626 zum Doktor beider Rechte. Davor war er bereits seit 1625 für die oberösterreichischen Stände tätig, zu deren Erstem Syndicus er 1627 ernannt wurde. Enzmilner erlangte Einfluss und durch geschickte Finanzaktionen großen Reichtum. Im Rahmen seines Amtes nahm er unter anderem an Verhandlungen beim dritten Bauernaufstand teil und verfasste eine neue Handwerksordnung. Von 1636 bis zu seinem Tod war er Rat des Regiments (Regierung) der niederösterreichischen Lande, 1666 und 1675 versah er interimistisch das Statthalteramt. Schon 1629 war er vom Kaiser geadelt worden, 1651 stieg er mit dem Prädikat "von Windhag" in den Freiherrenstand auf, 1669 erfolgte die Erhebung in den Grafenstand.
Vor allem als Reformationskommissär machte sich Enzmilner einen Namen, so 1652 bis 1654 im Viertel ober dem Manhartsberg zusammen mit Abt Benedikt Leiß von Altenburg, in den Jahren 1657 bis 1659 als Generalreformationskommisär für ganz Niederösterreich und 1670 als Kommissär im Prozess gegen die aufständischen ungarischen Magnaten.
Enzmilner starb 1678 und wurde in Oberösterreich in der Pfarrkirche zu Münzbach bei Perg begraben. Zu seinen zahlreichen Besitzungen zählte zunächst die Herrschaft Windhaag bei Perg im Mühlviertel, die er 1636 erwarb. Sein dort errichtetes Schloss wurde allerdings von seiner einzigen ihn überlebenden Tochter abgetragen, die Nonne wurde und in Windhaag ein Kloster errichten ließ. 1653 kaufte er die Herrschaft Reichenau am Freiwald im nordwestlichen Niederösterreich mit dem Ort Großpertholz, erwarb dann Großpoppen im Waldviertel und kaufte schließlich 1658 auch die Herrschaften Rosenburg und Neunzen. In Wien besaß er ein Stadthaus. Seine Herrschaften ließ er in einer Topografie darstellen, die Ansichten der Besitzungen sowie Darstellungen von Werkstätten, Betrieben und Gebäuden umfasste. Der Frankfurter Buchhändler und Kupferstecher Caspar Merian brachte das Werk heraus, die Bildtafeln und Karten zeichnete Clemens Beutler.
1912 wurde in Wien im Haus Sechskrügelgasse 8 (Wien III) in etwa zwei Meter Tiefe eine Porträtbüste und ein in Stein gehauenes Windhaag-Wappen gefunden, vermutlich eine Schenkung des Grafen an das ehemalige Augustiner-Eremitenkloster St. Rochus oder die St. Rochusbruderschaft, deren Mitglied er war.