Kaiser Ferdinand I.


*10.3.1503 bis †25.7.1564

Biographie

Ferdinand I. war der jüngere Sohn Philipps I. des Schönen und der Johanna von Kastilien und der Bruder Kaiser Karls V., in dessen Schatten er seit jeher stand. Er wuchs in Spanien unter der Obhut seines Großvaters Ferdinand von Aragon auf. Seinen in den Niederlanden erzogenen Bruder Karl traf er erstmals als Fünzehnjähriger,  als er 1517 Spanien für immer verließ.
Nach der Kaiserwahl Karls erhielt Ferdinand in den Verträgen von Worms und Brüssel (1521/22) die österreichischen Erbländer, womit die Grundlage für die spätere Teilung in eine österreichische und spanische Linie der Habsburger gelegt wurde. Auf seiner ersten Reise in seine Stammlande 1521 wurde er in Linz mit der gleichaltrigen Anna, Tochter König Ludwigs von Ungarn und Böhmen, vermählt und vollzog damit die Ehe, die schon sechs Jahre zuvor von seinem Großvater Kaiser Maximilian I. stellvertretend für ihn auf dem Wiener Kongress von 1515 geschlossen worden war. 1526 starb König Ludwig in der Schlacht bei Mohács gegen die Osmanen und der Erbfall trat ein. Ferdinand wurde noch im selben Jahr zum böhmischen, ein Jahr später zum ungarischen König gekrönt.

Als Landesfürst der österreichischen Länder traf er auf eine starke Ständeopposition unter der Führung Dr. Martin Siebenbürgers, die die Regierung übernommen hatte. Der als "Wiener Neustädter Blutgericht" bekannte Prozess gegen das Ständeregiment - unter dem persönlichen Vorsitz Ferdinands - endete mit neun Todesurteilen, unter anderem gegen Siebenbürger, die am 9. und 11. August 1522 in Wiener Neustadt vollstreckt wurden. Die Stadt Wien verlor viele ihrer Privilegien, die konfiszierten Güter fielen an Ferdinands spanische und niederländische Berater.
Seine Regierungszeit war vom Vordringen der Osmanen (Türkenbelagerung Wiens 1529), von den Bauernkriegen in Tirol und der Steiermark 1525/26 sowie vom Vordringen der Reformation und von den konfessionellen Auseinandersetzungen im Reich geprägt. 1531 wurde Ferdinand zum römischen König gewählt und gekrönt. Er war wesentlich am Abschluss des Augsburger Religionsfriedens von 1555 beteiligt, der das Zusammenleben zweier Konfessionen im Reich ermöglichte. Nach dem Tod Karls V. 1558 ließ Ferdinand sich zum Kaiser proklamieren und schloss ein Jahr später nach jahrzehntelangen Kriegen einen Frieden mit Frankreich, in dem er namens des Reiches auf Metz, Toul und Verdun verzichtete.

Ferdinand berief zur Stärkung der katholischen Kirche die Jesuiten nach Wien, Graz und Innsbruck und begründete zentrale Verwaltungsbehörden (Geheimer Rat, Hofrat, Hofkammer, Hofkriegsrat, Hofkanzlei). 1554 regelte er mit der Ferdinandeischen Hausordnung die Nachfolge und teilte die Herrschaft unter seinen drei Söhnen auf: Maximilian erhielt Österreich ob und unter der Enns, Böhmen, Ungarn und die Kaiserwürde, Ferdinand Tirol und die Vorlande und Karl Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz und Istrien). Im Juni 1564 starb Ferdinand in Wien an Schwindsucht und wurde im Prager Veitsdom begraben.