Kaiser Franz I. (Franz Stephan von Lothringen)


*8.12.1708 bis †18.8.1765

Biographie

Schon Zeitgenossen beschrieben Franz Stephan als klug, aber träge und ohne Ehrgeiz. Deshalb wird gern übersehen, wie wichtig sein Rat für seine Frau Maria Theresia war. Vor allem seine ökonomische Begabung wurde auch von den Regierenden hoch geschätzt und gern genutzt. Die familiären Verbindungen der beiden ältesten Dynastien, Habsburg und Lothringen, waren schon immer eng gewesen. Franz Stephan war der Sohn des Herzogs Leopold von Lothringen und der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orléans und kam schon als 15-Jähriger an den Wiener Hof.
Als Enkel des Siegers über die Osmanen Karl von Lothringen und der Habsburgerin Eleonora Maria war er Teil der kaiserlichen Familie. Karl VI. behandelte ihn wie einen Sohn und ernannte ihn 1732 zum Statthalter in Ungarn. 1736 heiratete er Karls Tochter Maria Theresia, mit der er in der Folge 16 Kinder bekam. Der Heirat zuliebe musste er auf Lothringen verzichten, erhielt dafür nach dem Aussterben der Medici 1737 die Toskana.

Der liebenswürdige und unaufdringliche Franz Stephan wurde 1745 in Frankfurt zum römischen Kaiser Franz I. gekrönt. An der Politik beteiligte er sich nach seiner Heirat nur mehr als Ratgeber. Seine Neigung galt den Naturwissenschaften, er sammelte Mineralien und Münzen und legte den Grundstein zu den mineralogischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums. Nach seinen Ideen wurden die Gartenanlagen und der Tierpark von Schönbrunn gestaltet, der älteste öffentlich zugängliche Tierpark Europas. Wegen seines Erfolges bei der Bewirtschaftung seiner Güter wurde Franz 1763 mit der Sanierung der Staatsfinanzen beauftragt. Mit zwei Dritteln des von ihm geerbten Vermögens - zwölf Millionen Gulden - konnte sein Sohn Josef II. das Staatsbudget sanieren. Mit dem Rest und eigenen Besitzungen baute Maria Theresia den habsburgischen Familienversorgungsfonds auf, der erst 1918 von der Republik beschlagnahmt wurde.

Der Kaiser starb 56-jährig völlig unerwartet während der Hochzeitsfeierlichkeiten für seinen Sohn Leopold in Innsbruck an einem Schlaganfall. Maria Theresias Trauer war extrem, sie ließ ihre langen Haare abschneiden, verschenkte Schmuck und kostbare Kleider und trug fortan nur noch Witwentracht.