Biographie
Adolf Frohner zählt zu den bedeutendsten Künstlern Österreichs nach 1945, der bis zu seinem Tod die Gegenwartskunst auf provozierende und oft polarisierende Weise entscheidend mitprägte.
Er wurde in Groß-Inzersdorf (Gemeinde Zistersdorf) im Weinviertel geboren, besuchte das Gymnasium des Zisterzienserstifts Zwettl und das Piaristengymnasium in Krems und anschließend die Dachschule für Wirtschaftswerbung in Wien. An der Akademie der bildende Künste wurde er zwar abgewiesen, besuchte aber ab 1954 als Gasthörer den Abendakt bei Herbert Boeckl und bildete sich als Autodidakt fort. Er arbeitete als Werbegrafiker und ab 1959 als Kunstkritiker tätig. Boeckl verhalf ihm 1961 zu einem UNESCO-Studium nach Paris, wo er durch die Kontakte zur Gruppe "Nouveaux Réalistes" um Pierre Restany wesentliche künstlerische Impulse erhielt.
AB 1961 lebte er als freischaffender Maler, Grafiker und Bildhauer und war zunächst Vertreter der Objekt- und Aktionskunst. Gemeinsam mit Hermann Nitsch und Otto Mühl begründete er 1962 mit der "Einmauerungsaktion", bei der die Künstler drei Tage lang in einem Keller ohne Nahrung schöpferisch tätig waren, und dem "Blutorgel-Manifest" den Wiener Aktionismus. Der internationale Durchbruch gelang ihm bei den Biennalen in Sao Paulo und Venedig 1969/70. Mit dem Verkauf eines in Venedig ausgestellten Bildes finanzierte er sich den Kauf des Loitzenhofs am Jauerling, wo er seit 1970 lebte und arbeitete. Bereits 1972 erfolgte die Berufung als außerordentlicher Professor für Aktzeichen an die Hochschule für angewandte Kunst (1975 ordentliche Professur), ab 1985 leitete er die Meisterklasse für Malerei (heute Institut).
Während Frohners Frühwerk vom Aktionismus der 1960er Jahre und den großen Frauendarstellungen der 1970er Jahre gekennzeichnet ist, schwindet seit Beginn der 1980er Jahre das zeichnerische Element immer mehr aus seinen Bildern; die Farbe tritt in den Vordergrund. Die in der Folgezeit entstandenen, monumentalen Gemälde - Triptychen und Diptychen - dokumentieren den internationalen Rang und Stellenwert, den der Künstler in der Malerei des beginnenden 21. Jahrhunderts einnimmt.
Die Ästhetik von Frohners Bildern wendet sich bewusst gegen einen korrumpierten Schönheitsbegriff. Die Deformation, die er seinen Bildern zufügte, verleiht ihnen im Interesse einer Ästhetik des Notwendigen Symbolkraft und Sinn. Er beschäftigte sich mit dem Sichtbaren und Wirklichen sowie jenen unsichtbaren Faktoren, die großen Einfluss auf die Wirklichkeit haben, wie etwa der Mythos. Dabei wagte er sich immer wieder in Grenzbereiche des Darstellbaren und Kommunizierbaren vor. Vor allem seine Darstellung ungeschminkter Nacktheit war immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen. Nach Frohners Auffassung müssen aber alle Tabus radikal gebrochen werden, denn erst wenn alles verworfen ist, ist es möglich, die eigene Spur zu hinterlassen. Nach seinem Credo hat jeder Künstler seinen ganz eigenen Fingerabdruck, seine eigene Mitte, die er selbst bestimmen und definieren muss. So machte er auch die "Verteidigung der Mitte" zum Motto einer großen Retrospektive im Kunstforum Bank Austria im Jahr 2001.
Seit Mitte der 1960er Jahre erhielt Adolf Frohner zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den Großen Ehrenpreis der Grafik-Biennale Lüttich 1969 und den Preis der Grafik-Biennale Buenos Aires 1971. Im selben Jahr wurde er auch mit dem Österreichischen Staatspreis für Grafik ausgezeichnet, zuletzt erhielt er 1999 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Das Land Niederösterreich ehrte ihn 1975 mit dem Landeskulturpreis.
Der für seine Lebens- und Sinnesfreude bekannte Künstler starb im Jänner 2007 völlig überraschend im 73. Lebensjahr. Wenige Tage zuvor war der Spatenstich für das Kulturzentrum mit einem Frohner-Forum im ehemaligen Minoritenkloster Stein erfolgt.