Propst Johannes Fünfleutner


*~1588 bis †29.1.1661

Biographie

Johannes Fünfleutner gilt als einer der bedeutendsten Pröpste des Chorherrenstiftes St. Pölten, dem das Stift den barocken Neubau sowie die geistliche und wirtschaftliche Konsolidierung verdankte. Er wurde in Schärding in Oberösterreich geboren und war vermutlich bürgerlicher Herkunft. Nach Studien in Wien und Padua machte er in Wien als Arzt, Professor und Rektor der Wiener Universität Karriere. 1628/29 nahm er an der kaiserlichen Gesandtschaft unter Hans Georg Kuefstein nach Konstantinopel teil. 1631 trat er in das Kloster St. Pölten ein, wo er bald Kämmerer und Stiftsdechant wurde. Fünf Jahre nach seinem Eintritt wurde er am 18. März 1636 zum Nachfolger des verstorbenen Propstes Wolfgang Panckhammer gewählt.

Das Hauptwerk seiner 25-jährigen Regierungszeit war der barocke Neubau des beim großen Stadtbrand von 1621 schwer beschädigten Stiftes. Mit Ausnahme des im 18. Jahrhundert angefügten Prälatentrakts entspricht das neu errichtete Gebäude dem heutigen Bischofshof. Auch in der Stiftskirche kam es zu ersten Barockisierungen. 1648 wurden fünf neue Altäre geweiht, erhalten blieb allerdings nur das Hochaltarbild von Tobias Pock. Fünfleutner unterstützte auch den Wiederaufbau des Franziskanerklosters in der Unteren Landstraße (Wienerstraße) und im Jahre 1660 die Errichtung der Kapelle der vom ihm besonders verehrten heiligen Barbara vor dem Linzertor (heute Europaplatz), die er mit 1200 Gulden zur Abhaltung eines Gottesdienstes jeden Freitag ausstattete. Die Barbarakapelle wurde 1939 zerstört.

Neben seiner Tätigkeit als Bauherr widmete sich Fünfleutner besonders der Erneuerung katholischer Frömmigkeit in der Bevölkerung. Er förderte die Wallfahrt nach Mariazell und initiierte die Gründung einer Rosenkranzbruderschaft (1646). 1657 stiftete er eine Gründonnerstag-Bußprozession zur Erinnerung an das Leiden Christi und zu Ehren der heiligen Barbara, für deren Durchführung er die Rosenkranzbruderschaft mit 3036 Gulden ausstattete.

Der personelle Anstieg des Konvents während seiner Zeit als Propst ist ein Zeichen der erfolgreichen Konsolidierung des Stiftes. Bis heute erinnert an sein Wirken das Bistumsgebäude, das Hochaltarbild der Domkirche, sein Totenbild im Diözesanmuseum und sein Grabdenkmal im südlichen Seitenschiff des Domes. Die Grabinschrift berichtet von seiner Bedeutung im weltlichen und kirchlich-geistlichen Leben 'als Doktor der Freien Künste, Philosophie und Medizin, als Hofrat und Erbhofkaplan dreier Kaiser, Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold I., als Abgeordneter der Stände des Landes unter der Enns, als Rektor an der Universität Wien sowie als Erbauer des Chorherrenklosters und Wiederneuerer des kirchlichen Geistes im Kloster'.