Prof. Sepp Gamsjäger


*15.1.1923 bis †9.8.1991

Biographie

Der als Sohn einer Holzknechtfamilie 1923 in Annaberg geborene Graphiker, Zeichner und Maler Sepp Gamsjäger fühlte sich zeitlebens in besonderer Weise verbunden mit seiner österreichischen Heimat, vor allem aber mit Niederösterreich und seinem Geburtsort. In seinem Werk kommt diese enge Beziehung zu Österreich, seinen landschaftlichen Schönheiten und den Menschen, die hier leben und wirken, deutlich zum Ausdruck.
Nachdem Sepp Gamsjäger die 8-klassige-Volksschule in Annaberg absolviert hatte, begann er mit 14 Jahren zu arbeiten, zunächst als Knecht bei einem Bauern, später für drei Jahre als Holzknecht im Forst des Stiftes Lilienfeld. Die Tätigkeit im Holzschlag wurde 1942 durch die Einberufung zur Deutschen Wehrmacht vorläufig beendet, 1946 kehrte Gamsjäger aus einer einjährigen Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. Nur kurzzeitig verdingte er sich wieder im Holzschlag, denn 1947 begann er eine Zimmermannslehre. Der Direktor der Berufsschule in Lilienfeld erkannte allerdings das Zeichentalent Sepp Gamsjägers und ermöglichte es dem jungen Mann, zur Aufnahmeprüfung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien antreten zu dürfen. Nach bestandener Prüfung folgten fünf Ausbildungsjahre als Stipendiat, 1952 beendete Gamsjäger sein Studium. Einige Jahre war Sepp Gamsjäger in verschiedenen Graphikateliers beschäftigt, 1956 wechselte er in die Selbstständigkeit und war fortan als freischaffender Künstler tätig.
Bereits der Volksschüler Sepp Gamsjäger erwies sich als zeichnerisch begabt, und sein Lehrer sammelte die Zeichnungen des Buben, die er Jahre später dem arrivierten Künstler Sepp Gamsjäger anlässlich der 100. Werkschau übergab. Während des 2. Weltkrieges, in der Zeit von Lazarettaufenthalten und Kriegsgefangenschaft, fand Gamsjäger zur Portraitkunst. Als Student der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt gewann er viermal den 1. Preis für Malerei und Graphik bei den Kulturwettbewerben der österreichischen Jugendbewegung. Die erste, 1970 im oberösterreichischen Stift Reichersberg stattfindende Einzelausstellung markiert den Beginn einer äußerst erfolgreichen Künstlerkarriere, zahlreiche Präsentationen des Werks Sepp Gamsjägers im In- und Ausland sollten folgen. 1974 erhielt Gamsjäger den Professorentitel, in Anerkennung seines künstlerischen Schaffens wurden ihm 1982 auch das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich“ sowie das „Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft“ verliehen. Seit den späten 50er Jahren war hoch über Annaberg die so genannte „Gamsburg“ errichtet worden, privates Refugium der Familie Gamsjäger und Künstleratelier, hier fanden ab dem Jahr 1976 unter der Leitung Sepp Gamsjägers Portraitkurse statt. 1985 eröffnete Bundespräsident Rudolf Kirchschläger die „Gamsburgschule“, deren Bedeutung als Bildungs- und Ausstellungszentrum über den Tod Sepp Gamsjägers hinaus durch seine Ehefrau Erna aufrechterhalten werden konnte.
Sepp Gamsjäger widmete sich mit besonderer Leidenschaft der Portraitkunst, er zeichnete sich selbst, portraitierte Familienmitglieder und mit großer Begeisterung Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, etwa die Landeshauptleute Andreas Maurer, Siegfried Ludwig und Erwin Pröll, Kardinal Franz König, Papst Johannes Paul II, Otto von Habsburg, die Schauspieler Paul Hörbiger und Alfred Böhm oder die Sportler Annemarie Moser-Pröll und Toni Sailer. Der Zeichner Sepp Gamsjäger interessierte sich aber auch für die Natur und den ländlichen Raum, als Motive wählte er etwa Bauernhäuser, Scheunen oder Marterl, außerdem spielte das Aktzeichnen eine Rolle. Sepp Gamsjäger trat zudem als Maler in Erscheinung, es entstanden stimmungsvolle Landschaftsbilder in Aquarelltechnik und im Kontrast dazu abstrakte Werke. 1973 schuf Sepp Gamsjäger den „Annaberger Kreuzweg“, bestehend aus 14 in Monotypie gestalteten Bildtafeln und stellte damit einmal mehr sein Interesse an unterschiedlichen künstlerischen Techniken unter Beweis. Die auf Emailplatten gebrannten Originalbilder können seit 2004 entlang der „Via Sacra“ bewundert werden und geleiten die Pilger zur Pfarrkirche Annaberg.
Das besondere Naheverhältnis Sepp Gamsjägers zu Annaberg, zu seiner unmittelbaren Heimat, blieb bis zu seinem Tod bestehen und am 9. August 1991 verstarb der viel beachtete niederösterreichische Künstler auf „seiner“ Gamsburg.
Seit 1994 verläuft zwischen Annaberg und dem Annaberghaus am Tirolerkogel der „Gamsjäger Motivweg“, ein in Erinnerung an Sepp Gamsjäger auf Initiative seiner Ehefrau Erna gestalteter Wanderpfad, der zu zehn ausgewählten Malplätzen des Künstlers führt.
http://www.gamsburg.at/