Biographie
Josef Hesoun, der von sich selbst sagte, er sei von "Geburt an Sozialdemokrat", widmete sein gesamtes politisches Leben der Verbesserung der Rechte und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer. Nach seiner Auffassung zeige sich letztendlich am Umgang mit den Schwächsten, wie sozial, zivilisiert und human eine Gesellschaft ist. Hesoun legte eine sozialdemokratische "Bilderbuchkarriere" - vom Automechaniker zum Minister - zurück und war seit seiner Jugend sozialpolitisch engagiert, zunächst als Betriebsrat, dann als Gewerkschafter, schließlich als AKNÖ-Präsident und Sozialminister. Über Jahrzehnte prägte er das politische Leben Österreichs entscheidend mit.
Geboren in Vösendorf, besuchte Josef Hesoun die Berufs- und Werkmeisterschule und lernte Automechaniker. Von 1951 bis 1961 war er als Schlosser, Hilfsarbeiter und später als Angestellter bei den Wienerberger Ziegelwerken tätig, wo er 1952 in den Arbeiterbetriebsrat gewählt wurde. Seit 1957 war er Mitglied des Landesvorstandes der Gewerkschaft Bau- und Holzarbeiter Niederösterreichs, 1961 deren Sekretär, später Landessekretär und Vorsitzender-Stellvertreter, 1987 ÖGB-Vizepräsident. Er war auch geschäftsführender Gemeinderat der Marktgemeinde Brunn am Gebirge. Seit 1. Jänner 1973 Vorstandsmitglied der Arbeiterkammer, war er von 1974 bis 1991 Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich, von 1983 bis 1990 auch Vizepräsident des Österreichischen Arbeiterkammertages (heute Bundesarbeitskammer) und bis 1990 Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter im Arbeiterkammertag. Auf Bundesebene wurde Hesoun von der SPÖ im November 1975 in den Bundesrat entsandt, dem er bis Juni 1979 angehörte, danach wechselte er in den Nationalrat. Von 1983 bis 1990 war er Vorsitzender des Sozialausschusses. Im Zuge der Regierungsbildung im Jahr 1990 wurde er am 17. Dezember Bundesminister für Arbeit und Soziales im Kabinett Vranitzky III als Nachfolger von Walter Geppert. Am 6. April 1995 gab er das Amt "schweren Herzens" an Franz Hums ab.
Josef Hesoun hat entscheidend am Aufbau des österreichischen Sozialsystems mitgewirkt. Als Minister war er verantwortlich für 136 Gesetze und mehr als 90 Verordnungen. Mit der Einführung des Pflegegeldes setzte er einen Meilenstein in der österreichischen Sozialgeschichte. Unter seiner Ägide wurde die Arbeitsmarktverwaltung als eigenständiges Arbeitsmarktservice ausgegliedert. Seine besondere Anstrengung galt immer dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und für hochwertige Arbeitsplätze. Er war "bekennender" Sozialpartner und ein Brückenbauer, handelte sich allerdings im Streit um das geplante Kraftwerk Hainburg den Ruf eines "Betonierers" ein. Durch seine Bereitschaft zum Dialog in der besetzten Au wirkte er aber letztlich mäßigend in der Auseinandersetzung zwischen Umweltschützern und Gewerkschaftern.
Kurz nach seiner Pensionierung übte Hesoun scharfe Kritik an der SPÖ, der er "Abnützungserscheinungen" und Vernachlässigung der Arbeiter und Angestellten vorwarf. Danach wurde es still um ihn, obwohl er bis zuletzt sehr aktiv an der österreichischen Sozialpolitik interessiert war, aber mehr hinter den Kulissen wirkte. Er starb im 74. Lebensjahr in Wien.