Biographie
Erherzog Johann, der "steirische Prinz", ist als Förderer von Kultur und Wirtschaft vor allem mit der Steiermark verbunden. Er hatte aber auch Beziehungen zu Niederösterreich, wo er 21 Jahre lang Burg und Herrschaft Thernberg im Wechselgebiet besaß. Johann erwarb diese Herrschaft im Jahr 1807 und ließ das Schloss als Wohnsitz künstlerisch ausgestalten. Als man ihn 1813 beschuldigte, er habe die Rolle eines "Alpenkönigs" in Tirol angestrebt, zog er sich längere Zeit nach Thernberg zurück. Damals wurde er auch Mitglied der romantischen Wildensteiner Ritterschaft "Zur blauen Erde" auf Burg Seebenstein. Erzherzog Johann führte dort den Namen "Hans, der Thernberger" und war Großmeister des Ritterbundes bis zu dessen polizeilicher Auflösung im Jahr 1823. In späteren Jahren ließ er den größten Teil seiner Bibliotheken und Sammlungen nach Graz bringen, wo er sie dem neu gegründeten Joanneum schenkte. Burg und Herrschaft Thernberg verkaufte er im Jahre 1828 dem Fürsten Liechtenstein.
Johann war das 13. Kind des späteren Kaisers Leopold II. und ein Bruder Kaiser Franz' II./I. und Erzherzog Karls. Ursprünglich für die militärische Laufbahn bestimmt, interessierte er sich schon früh für Natur, Technik und Landwirtschaft. Im Zweiten Koalitionskrieg verlor er 1800 die entscheidende Schlacht bei Hohenlinden, 1805 kämpfte er gegen Franzosen und Bayern, 1808 organisierte er die Landwehr in Tirol und Innerösterreich und förderte den Tiroler Aufstand unter Andreas Hofer. 1813 verbot ihm Kaiser Franz wegen seiner Kontakte zum Tiroler "Alpenbund", der einen Aufstand gegen Bayern und Franzosen plante, den Aufenthalt in Tirol. Johann, der die Alpenländer besonders liebte, zog sich in die Steiermark zurück, wo er auf vielfache Weise wirkte.
Durch Stiftungen legte er den Grundstein für das Joanneum in Graz, auf seine Anregung gehen das Landesarchiv, der Historische Verein für Steiermark, die Montanuniversität in Leoben und die Steiermärkische Sparkasse zurück. Er machte den 1819 erworbenen Brandlhof bei Mariazell zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb, revolutionierte die Erzgewinnung auf dem Erzberg und war als Fabrikant unternehmerisch tätig (Blechfabrik in Krems bei Voitsberg, Kohlengruben bei Köflach). In der von ihm 1841 gekauften Herrschaft Stainz wurde er 1851 erster frei gewählter Bürgermeister. Sein besonderer Verdienst ist die Trassierung der Südbahn von Wien nach Triest über den Semmering und das Mur-Mürz-Tal nach Graz.
Erzherzog Johann umgab sich mit Künstlern und Wissenschaftlern, war äußerst volksverbunden und sehr populär, nicht zuletzt durch seine Ehe mit der Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl. Im Alter kehrte er noch einmal in die hohe Politik zurück, wurde Stellvertreter des Kaisers und eröffnete die konstituierende Sitzung in Wien. Die Frankfurter Nationalversammlung wählte ihn zum Reichsverweser, doch legte er 1849 dieses Amt zurück. Erzherzog Johann starb in Graz und ist in Schenna bei Meran begraben.
Nicht nur in der Steiermark, auch in Thernberg blieb die Erinnerung an Erzherzog Johann lebendig. An den überaus beliebten "Thernberger" erinnert ein Denkmal sowie eine Dauerausstellung im ehemaligen Mesnerhaus, die die Marktgemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg anlässlich seines 200. Geburtstags im Jahr 1982 einrichtete (Erzherzog-Johann-Dokumentation).