Hildegard Joos


*7.5.1909 bis †17.1.2005

Biographie

Hildegard Joos zählte zu den wenigen österreichischen Vertretern des Konstruktivismus. Sie stammte aus Sieghartskirchen in Niederösterreich und studierte erst in den Nachkriegsjahren an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ihre ersten Arbeiten waren dem damals vorherrschenden Kunstempfinden entsprechend figürlich und expressiv. Ihre wesentliche Prägung erhielt sie aber im Pariser Konstruktivisten-Salon "Realités Nouvelles", wo sie 1972 aufgenommen wurde. 1954 wurde die Künstlerin Mitglied der Wiener Sezession, die ihr 1958 eine Einzelausstellung widmete.
Seit den 50er-Jahren beschäftigte sich Hildegard Joos mit einem streng geometrischen Formenvokabular. Sie unterhielt ab 1959 mit ihrem verstorbenen Mann Harold Joos, einem Bewunderer der abstrakten Kunst, der Geometrie und Mathematik, ein Atelier in Paris. Gemeinsam mit ihm entwickelte sie die "Narrativen Geometrismen", die Mal- und Farbenlust mit streng geometrischen Formen vereinen. In zahlreichen Bildserien, die sie später großteils mit ihrem Mann Harold signierte ("H+H Joos"), zeigt sie, wie über Ordnungen, Symmetrien und Rhythmen das Sehen zugleich irritiert und fasziniert werden kann. In ihren letzten Jahren löste sie sich in ihren Arbeiten von formaler Strenge, weiterhin blieben aber Schachbrett- und Rasterbilder Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens. Zeitlebens war es Ziel der Künstlerin, das Kunstwerk als endliches Ergebnis zu begreifen, das sich aber in der Wahrnehmung "unendlich entfaltet".

1997 präsentierten Ausstellungen in der Wiener Albertina und der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere das Schaffen des Künstlerpaares seit den 60er-Jahren. Anlässlich ihres Todes im Jänner 2005 widmete die Galerie im Oberen Belverdere der "Grande Dame" der abstrakten Malerei in Österreich eine Ausstellung mit Werken aus ihrer Sammlung.