Biographie
Der Forscher und Sammler Johann Krahuletz, dessen Namen untrennbar mit Eggenburg verbunden ist, wurde als siebentes Kind des Eggenburger Büchsenmachers Georg Krahuletz und seiner Frau Anna geboren und erlernte das väterliche Handwerk. Schon in der Schulzeit vermochte der damalige Besitzer des Schlosses Stockern, Baron Candid Ponz, Reichsritter von Engelshofen, sein Interesse an den reichen Bodenfunden der Umgebung zu wecken. Er empfahl den Buben auch dem Wiener Geologen Eduard Suess und dem Urgeschichtler Matthäus Much, die ihn nach dem Tod des Barons zu weiterer Sammlertätigkeit ermutigten. Besonders der Bau der Franz-Josefs-Bahn in den Jahren 1867 bis 1869 erbrachte in der Umgebung Eggenburgs reiche Funde, vor allem an Fossilien.
In seiner Heimatstadt galt Krahuletz wegen seiner Sammlertätigkeit als Sonderling und Taugenichts, zu einem gesicherten Auskommen und Ansehen kam er erst durch die Übernahme des Amtes des Eichmeisters 1877. Er sammelte alles, was ihm von Wert erschien. Seine immer umfangreicher werdende Sammlung füllte Regale, Schränke und sogar den Fußboden seiner Wohnung. Aufgeschlossene und einflussreiche Bürger der Stadt erkannten den Wert der Sammlung und ermöglichten 1888 die erste Ausstellung in zwei Klassen der neuen Volks- und Bürgerschule. Das Raumproblem blieb aber auf Dauer ungelöst, lukrative Angebote aus dem Ausland zum Kauf der Bestände lehnte Krahuletz allerdings ab.
Im Jahr 1900 wurde Krahuletz das "Goldene Verdienstkreuz mit der Krone" verliehen und er zum Ehrenbürger von Eggenburg ernannt. Im selben Jahr beschloss eine Gruppe von Bürgern, mit ihm über die Erhaltung der Sammlungen für Eggenburg zu verhandeln, die schließlich von der Stadtgemeinde übernommen wurden. Man sicherte ihm dafür auf Lebenszeit eine Rente von 2.000 Kronen und die Kustodenstelle im neu zu gründenden, städtischen Museum zu.
Unter dem Protektorat des niederösterreichischen Statthalters Graf Kielmansegg wurde die Krahuletz-Gesellschaft gegründet, der namhafte Bürger und Geschäftsleute Eggenburgs angehörten. 1901 kaufte die Gesellschaft ein Grundstück für das Museum. Der vom Wiener Architekten Richard Jordan im Stil der Gründerzeit geplante Museumsbau - der erste reine Museumsbau in Niederösterreich - wurde innerhalb eines Jahres fertig gestellt und nach Aufstellung der Objekte im Oktober 1902 feierlich eröffnet. 1903 besuchten zahlreiche internationale Erdwissenschafter anlässlich eines Geologenkongresses in Wien das neue Museum, 1904 Kaiser Franz Joseph, der damit die großen Leistungen von Johann Krahuletz würdigte.
Im Ersten Weltkrieg kam die Tätigkeit der Gesellschaft zum Erliegen. Krahuletz wurde mittellos, durch die Inflation war seine Rente wertlos geworden und er wurde von Eggenburger Familien erhalten. Erst ab 1922 besserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder. Im September 1918 erhielt er von Kaiser Karl den Titel "Kaiserlicher Rat" verliehen, 1927 erfolgte mit dem ihm von Bundespräsident Michael Hainisch verliehenen Titel "Professor der Geologie" seine letzte Auszeichnung, ehe er kurz nach seinem 80. Geburtstag in Eggenburg starb.
Höhepunkte seiner Forscher- und Sammeltätigkeit waren die Entdeckung des eiszeitlichen Höhlenhyänenhorstes in der Teufelslucke bei Roggendorf, die Funde von Wirbeltierresten beim Bau der Franz-Josefs-Bahn, insbesondere der fossile Schädel eines Krokodils sowie Knochen von Delfinen und Seekühen, die mit dem Artnamen "krahuletzi" beschrieben wurden. Wissenschaftlich sensationell waren die urgeschichtlichen Funde des Bronzedepots von Neudorf bei Staatz und des Pferdezaumzeugs bei Mödling. Einen weiteren wertvollen Bestand des Museums bilden die unzähligen volkskundlichen Objekte, die Johann Krahuletz gesammelt hatte. Das Geburtshaus in der Kremser Straße 2, der Krahuletz-Platz und das nach ihm benannte Museumsgebäude erinnern an Leben und Wirken des bedeutenden Forschers.