Biographie
Heinrich III. und sein älterer Bruder Hadmar III. mit dem Beinamen "die Hunde" sind sicher die berühmtesten Kuenringer, die als berüchtigte Raubritter in der Sage weiterlebten und das Bild der Kuenringer jahrhundertelang prägten.
Die Brüder waren Söhne des Hadmar II. und der Eufemia von Mistelbach und wurden in den 80er-Jahren des 12. Jahrhunderts geboren. In den Quellen werden sie ab 1204 genannt. Über ihre Mutter war der Beiname "Hund" auf sie übergegangen. Unter ihrem Vater waren die Kuenringer zur führenden Ministerialenfamilie des Landes aufgestiegen, wobei die Herrschaftsschwerpunkte in der Wachau zwischen Aggstein und Dürnstein sowie im Waldviertel mit dem Zentrum Weitra lagen. Heinrich und Hadmar bauten die bedeutende Stellung ihres 1217 verstorbenen Vaters aus. Noch zu dessen Lebzeiten schloss Heinrich die bedeutendste Ehe der Familie: Seine Frau Adelheid von Neuburg-Falkenstein war aus gräflicher Familie. Die Kuenringer hatten begonnen, über ihren ursprünglichen Stand zu heiraten.
Beide Brüder findet man in der engsten Umgebung von Herzog Leopold VI., wobei Heinrich, der seit 1228 Träger des erblichen Marschallamtes war, mehrmals in Abwesenheit des Herzogs das Regiment des Landes anvertraut war. 1226/1227 übergab ihm Leopold die "custodia terrae suae", die Wacht über sein Land; 1229/1230, als er sich in Italien befand, war Heinrich "rector totius Austriae", Verweser des Landes. In den politischen Wirren der Stauferzeit waren die Kuenringer Garanten für ruhige Verhältnisse im Land und daher bedeutender als je zuvor. Erst als Leopold VI. 1230 unerwartet starb, kam es zur Krise. Die Adelserhebung unter der Führung der Kuenringer-Brüder gegen den jungen Herzog Friedrich II. 1230/1231 bildete den Hintergrund für die spätere Legendenbildung.
Eine Gruppe um die Kuenringer bemächtigte sich des Babenberger-Schatzes und schloss demonstrativ die Burgen in der Hoffnung, den Herzog zu Verhandlungen zu zwingen. Er sollte die Rechte der Ministerialen bestätigen, wie es die steirischen Ministerialen schon 1186 in der Georgenberger Handfeste erreicht hatten. Auch in England (1215) und in Ungarn (1222) waren die Rechte des Adels bestätigt worden, nur wenig später auch im Reich (1231, 1235). Die Kuenringer eigneten sich zur "Aufrüstung" von Dürnstein, Aggstein und Weitra aus vor allem Klostergüter an. Zu den Geschädigten gehörten besonders Melk, Göttweig und das von ihren Vorfahren gergündete Hauskloster Zwettl.
Die herzoglichen Städte Krems und Stein wurden überfallen und in Brand gesetzt. Herzog Friedrich verhandelte jedoch nicht, sondern zog, gestützt auf die Kirche, die Bürger der Städte und eine nicht unbedeutende Adelsgruppe, erfolgreich gegen die Aufrührer und brach die Burgen Aggstein, Dürnstein und Weitra. Die Machtgrundlage der Kuenringer wurde allerdings angesichts aktueller außenpolitischer Bedrohungen nicht beschnitten. 1232 wird Heinrich von Kuenring wieder Marschall genannt, sein Bruder war zu diesem Zeitpunkt schon tot, ein Jahr später starb vermutlich auch er. Zuvor hatte er sich um Wiedergutmachung der den Klöstern zugefügten Schäden bemüht. Melk und Göttweig gab er die Güter zurück, Zwettl stellte er einen Schuldbrief aus. Die Zwettler Mönche behielten ihn und seinen Bruder allerdings in denkbar schlechter Erinnerung.
Die bekannte Sage von den berüchtigten "Hunden" von Kuenring ist erstmals in der Zwettler Hausgeschichte überliefert, der kurz nach 1300 entstandenen sog. Bärenhaut. Auch Heinrichs Kinder, Eufemia, Hadmar (IV.) und Heinrich (V.), hatten zum Hauskloster ein distanziertes bis schlechtes Verhältnis. Heinrich V., den man später den spöttischen Beinamen das "Hündchen" gab, heiratete die Gräfin Hedwig von Schaunberg aus einem der bedeutendsten Adelshäuser im Grenzraum zwischen Bayern und Österreich. Nach dem erbenlosen Tod der beiden Söhne gingen deren Güter mit der Stammburg Kühnring auf die Tochter Eufemia von Kuenring-Pottendorf über, eine der bedeutendsten Frauen des Hauses. Zum "Stammvater" aller späteren Kuenringer wurde daher Heinrichs Bruder Hadmar III., dessen Söhne die kuenringische Tradition weiterführten.