Biographie
Ferdinand Sigmund Graf Kurz gehörte als Reichsvizekanzler (1637-1659) zum innersten Führungskreis der Habsburger Monarchie und war einer der bedeutendsten Stadtherrn von Horn. Er entstammte der schwäbischen Linie der Familie Kurz und wurde 1592, möglicherweise auch 1601, in München geboren. Sein Vater, Philipp Kurz von Thurn und Toblach, Freiherr von Senftenau, diente dem Herzog von Bayern, seine Mutter Magdalena Viehauser kam aus einer bayerisch-österreichischen Hofbeamtenfamilie.
Ferdinand Sigmund stand zunächst in Brüssel im Dienst des Regenten der südlichen Niederlande, Erzherzog Albrecht VII. 1625 kam er an den Hof Kaiser Ferdinands II. in Wien, wo er ein Jahr später zum wirklichen Reichshofrat ernannt wurde. Er war Ratgeber und Vertrauter der Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. und von 1635 bis 1637 als kaiserlicher Gesandter in schwierigen diplomatischen Missionen unterwegs. 1637 wurde ihm das höchste Reichsamt am Wiener Hof übertragen, das des Reichsvizekanzlers, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Ein Jahr zuvor war er gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder Maximilian in den Reichsgrafenstand erhoben worden, 1640 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Rat. Er war einer der einflussreichsten Männer am Wiener Hof und bestimmte die gesamte Außenpolitik des Kaisers entscheidend mit, einschließlich der Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück. In seinen letzten Lebensjahren engagierte er sich erfolgreich für die Wahl Leopolds I. zum römisch-deutschen Kaiser gegen den französischen König Ludwig XIV. Die Wahl Leopolds 1457 war sein größter Erfolg als Diplomat und Reichspolitiker, dessen Krönung am 1. August 1658 er nur wenige Monate überleben sollte.
Ferdinand Sigmund Graf Kurz war zweimal verheiratet: in erster Ehe (1627) mit Martha Elisabeth Freiherrin Muschinger, mit der er acht Kinder hatte, sieben Töchter und einen früh verstorbenen Sohn, in zweiter Ehe (1642) mit Regina Anna, Gräfin Abensberg und Traun. In Niederösterreich war er Besitzer mehrerer Herrschaften. Bereits 1629 wurde er in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen, nachdem er vier Herrschaften im Land unter der Enns erworben hatte, darunter Drosendorf und Horn durch seine Ehe mit Martha Elisabeth Muschinger.
Als Stadtherr von Horn war ihm vor allem die Rekatholisierung ein Anliegen. Die Stiftung des Piaristengymnasiums (1657) als Bildungsstätte der Jugend sowie der Altöttinger Kapelle als lokale Wallfahrtsstätte sollten der katholischen Reform dienen. Wirtschaftspolitisch erwies sich Kurz als ökonomisch denkender Adeliger, der durch die Blüte "seiner" Stadt in den schwierigen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges seinen Ruf erhöhte und gleichzeitig ihre Abgabefähigkeit erhielt. Er erwirkte einen dritten Jahrmarkt, förderte die Zünfte und bewahrte die Stadt vor zu hohen Belastungen durch einquartierte Soldaten. Gezielt förderte er durch die Ansiedlung von Tuchhandwerkern die nur schwach ausgeprägte Tuchproduktion. Viele der Meister und Gesellen kamen aus der im Krieg zerstörten Tuchmacherstadt Iglau. Die Handwerker arbeiteten teilweise in einem zentralen Manufakturgebäude und unterstanden der Kontrolle des herrschaftlichen Pflegers. Seit 1652 ließ Kurz außerhalb der Stadt eine Tuchmachersiedlung mit 30 Kleinhäusern, einer Taverne und der Altöttinger Kapelle errichten. Die von ihm in Horn angesiedelte und organisierte Tuchproduktion, deren Hauptabnehmer die Wiener Zentralbehörden waren, ist das früheste Beispiel einer zum Teil zentralisierten Tuchmanufaktur in der Habsburger Monarchie.