"Gespannt wie ein Bogen" - Legende über Leopold I.
Eine Melker Chronik des 12. Jahrhunderts erklärt den Machtwechsel von 976 in der Mark mit einer romantischen Legende über Leopold I.:
"Als er, noch ein Jüngling, eines Tages auf der Jagd dem Kaiser, der damals den Staat der Römer verwaltete, durch unwegsames Gelände gefolgt war, ihm allein als einziger, und jener, um ein Wild zu erlegen, den Bogen mit zu kräftigem Druck zerbrochen hatte, drückte der Jüngling seinen Bogen, gespannt wie er war, unverzüglich in die Hand des Zögernden; und so versprach ihm der Fürst nach Erlegen des Wildes, da ihm die Flinkheit des Jünglings gefiel, kraft seiner herrscherlichen Autorität ein Land, das für ihn als nächstem zufällig frei werden sollte und seiner wert wäre. Zur Erinnerung und Bekräftigung des Versprechens gab er ihm, da niemand Zeuge war, den zerbrochenen Bogen. Als nicht lange danach der Markgraf von Österreich gestorben war und viele aus dem hohen Adel den Kaiser im eigenen Interesse bestürmten, da stürzte sich der Jüngling in ihre Mitte und erbat unter Vorweis des gebrochenen Bogens die Einlösung des königlichen Versprechens. Der Fürst verbriefte ihm ohne Zögern, da er seines Eifers gedachte, kraft königlicher Autorität die Übertragung der Mark."
(Quelle: W. Pohl/B. Vacha, Die Welt der Babenberger, 1995, S. 65)