Biographie
Einer der wichtigsten Experte in Sachen Seuchenbekämpfung des 17. Jahrhunderts war Johann Wilhelm Mannagetta. Das Licht der Welt erblickte er am 15. Mai 1588 in Wilhelmsburg. Seine Familie stammte aus Oberitalien und war Ende des 15. Jahrhunderts nach Österreich gekommen. Sein Vater war Kaufmann und bekleidete in Wilhelmsburg das Amt eines Ratsherrn. In sechs Ehen wurden diesem 22 Kinder geboren.
Johann Wilhelm Mannagetta begann sein Studium in Wien. 1614 erwarb er hier das Baccalaureat. Anschließend promovierte er in Prag 1619 zum Doktor der Philosophie. In Padua schloss er ein Jahr später sein Medizinstudium ab. Von 1624–1662 war er Professor der Medizin an der Universität Wien. Drei Kaisern – Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold I. – diente er als Leibarzt. Er wurde erster Protomedicus des Kaiserhauses. In dieser Funktion unterstanden ihm alle heilkundlichen Berufe des Landes – Ärzte, Chirurgen, Apotheker und Hebammen. Seiner umfassenden Bildung verdankte er, dass er auch in staatspolitischen Fragen als Ratgeber herangezogen wurde. 1630 wurde er auf dem Reichstag zu Regensburg zum Hofpfalzgrafen (Comes palatinus) ernannt. Gemeinsam mit seinen drei noch lebenden Brüdern wurde er 1637 in den Reichsritterstand erhoben. Fortan durfte er sich „von Lerchenau“ nennen. Das Wappen zeigt drei goldene Lerchen auf schwarzem Grund und einen silbernen Balken in der Mitte. Aufgrund seiner Verdienste wurde er 1661 zum wirkl. Geheimen Rat ernannt. Am 31. Mai 1666 verstarb er und wurde im Dom zu St. Stephan in Wien neben dem Floriani-Altar beigesetzt. Da auch seine zweite Ehe mit Anna Susanna Sophia Magdalena von Kielmansegg kinderlos geblieben war, brachte er einen Teil seines großen Vermögens in die Kielmansegg´sche Stiftung ein und errichtete 1661 eine eigene Stiftung, die der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen sollte. Die Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Stiftung besteht bis heute. Derzeit etwa stellt sie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften jährlich Geldmittel für die Ausschreibung von Stipendien und Preisen in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zur Verfügung. Sie ist seit 1688 der Niederösterreichischen Landesregierung als Stiftungsbehörde unterstellt.
Zu seinen bedeutenden medizinischen Werken zählen die erst 1679 im Druck erschienene Pestordnung, in der er auf ca. 190 Seiten sein Wissen über die Pest und ihre Bekämpfung zusammenfasste, sowie eine Abhandlung über den Blutkreislauf. In seinem Pestregimen beschäftigte er sich mit der „Natur“ der Pest, mit den Gründen für ihren Ausbruch und Verbreitung, mit Vorbeugung, Verhaltensregeln und Behandlungsmöglichkeiten. Im letzten Abschnitt erteilte er der Obrigkeit Anweisungen zum Umgang mit den Erkrankten und deren Behandlung und zur Beschaffenheit der Pest-Lazarette. Er umreißt die Rolle der Ärzte, Bader und Apotheker. Ferner verfasste Mannagetta auch zwei Bäderschriften über Deutsch-Altenburg und Mannersdorf.
Neben seiner Tätigkeit als Mediziner betrieb er auch Forschungen als Historiker und Mathematiker. Sein wichtigstes historisches Werke ist die Corona duodecim Caesarum e domo austriaca („Krone der zwölf Kaiser aus dem Hause Österreich“). Im Auftrag Leopolds I. ergänzte er Fuggers Österreichisches Stammbuch. Bis 1637 war er neben Johann Wilhelm Rechberger von Rechberg Hofmathematiker.