Biographie
Maximilian, der "letzte Ritter", ist einer der populärsten und bekanntesten Kaiser. Seine spektakulären Erfolge und Misserfolge, sein schillernder Charakter und seine aufwändige Selbstdarstellung machten ihn für Zeitgenossen und Nachwelt interessant. Die zeitgenössischen Chroniken sind voll von Anekdoten über seine Freigebigkeit, seinen Humor, seine treffenden Redensarten, seine Vorliebe für schöne Frauen, Kunst und Jagd und seine ritterliche Kühnheit im Kampf. Seine Gegner kritisierten seine Unbeständigkeit, seine Ungeduld und seine hochfliegenden Pläne. Wie auch immer er beurteilt wurde, er stand im Mittelpunkt des Interesses und entsprach damit - ganz im Gegensatz zu seinem zurückgezogenen Vater Friedrich III. - wohl dem Idealbild eines "großen" Herrschers: zwar umstritten, aber unübersehbar. Unbestritten ist, dass der Aufstieg der Habsburger zur Weltmacht im Wesentlichen in seine Regierungszeit fiel und er wie kaum ein anderer zur Propagierung des "Mythos Habsburg" beitrug.
Maximilian wurde in Wiener Neustadt geboren, der Residenz seines Vaters Kaiser Friedrich III. Er hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner früh verstorbenen Mutter Eleonore von Portugal, bei deren Tod er erst acht Jahre alt war. Schon als Kind liebte er Waffen, Pferde und die Jagd. Das wohl einschneidendste Erlebnis seiner Kindheit war die Belagerung der Wiener Burg durch die Wiener im Jahr 1462, das sein Verhältnis zu Wien bleibend prägen sollte. 1477 heiratete er in Gent Maria von Burgund, die Tochter des kurz zuvor verstorbenen Burgunderherzogs Karl des Kühnen. Dieser Ehe entstammten Philipp der Schöne (geboren 1478) und Margarete (geboren 1480). Das Großherzogtum Burgund war eine der bedeutendsten westeuropäischen Großmachtbildungen des 15. Jahrhunderts, der burgundische Hof an Prachtentfaltung, Kultur und Lebensstil führend in ganz Europa.
Maximilian lebte in den Niederlanden und war in jahrelangen Kämpfen mit der Sicherung der burgundischen Herrschaft gegenüber Frankreich und den freiheitsliebenden niederländischen Städten beschäftigt. Hohe Steuerforderungen, der frühe Tod seiner Gemahlin, die 1482 an den Folgen eines Reitunfalls starb, und seine harte Politik gegenüber den Städten verstärkten die Widerstände, die 1488 zu seiner Gefangennahme durch die Bürger von Brügge führten. Der greise Friedrich III. zog persönlich mit einem Reichsheer in die Niederlande und erreichte nach langen Verhandlungen die Freilassung seines Sohnes. Maximilian verließ die Niederlande und kehrte auch später nicht mehr oft zurück. Sein Stellvertreter Albrecht von Sachsen konnte schließlich bis 1492 die Niederlande für ihn sichern. Mit Frankreich schloss Maximilian 1493 nach einem erfolgreichen Winterfeldzug den für ihn günstigen Frieden von Senlis. Nach 15 Jahren Krieg war der Großteil Burgunds, darunter das reiche Flandern und Artois, nun habsburgisch. Der Name Burgund kam für diese Ländergruppe bald ab; man sprach von den Niederlanden sowie der Freigrafschaft Burgund/Franche Comté. Nach seiner Volljährigkeit regierte dort Philipp und später Margarete, die im Gegensatz zu ihrem Vater als Regentin sehr beliebt war.
Erst nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden engagierte sich Maximilian, noch zu Lebzeiten seines Vaters 1486 zum römisch-deutschen König gewählt und gekrönt (Wahl 16. Februar, Krönung 9. April), im Reich und in seinen Erbländern. Niederösterreich stand seit 1485 unter der Herrschaft des ungarischen Königs Matthias Corvinus, der ungehindert in Wien residierte. Nach dessen Tod 1490 konnte Maximilian die verlorenen Gebiete mühelos zurückerobern. Der Friede von Pressburg (1491) mit König Wladislaw II. von Ungarn und Böhmen aus dem Haus der Jagellonen, der sich als Nachfolger des Corvinen durchsetzen konnte, beendete endgültig die ungarische Herrschaft in Österreich und sicherte im Rückgriff auf den Erbertrag von 1463 die habsburgische Erbfolge in Böhmen und Ungarn im Falle des Aussterbens der Jagellonen. 1494 kam es auch zu einer Einigung mit dem Bistum Passau über die an Matthias Corvinus verpfändete und von Maximilian eroberte Stadt St. Pölten, die nun landesfürstlich wurde. Eine einschneidende Veränderung im städtischen Leben Wiener Neustadts und Neunkirchens war die Ausweisung der Juden auf Befehl des Königs im Jahr 1496.
Maximilians politischer Schwerpunkt lag im Gegensatz zu seinem Vater nicht im Osten, sondern im Westen und Süden des Reiches. Zentrum seiner Herrschaft war Tirol, wo 1490 Herzog Sigmund von Tirol zu seinen Gunsten abgedankt hatte. Nach dem Tod Friedrichs III. 1493 vereinigte Maximiliam nach mehr als einem Jahrhundert Herrschaftsteilung wieder alle habsburgischen Länder in einer Hand. Er nahm eine Neuordnung der Verwaltung der österreichischen Länder vor, die er zu höheren Einheiten zusammenfasste: die "oberösterreichischen Lande" (Tirol, Vorarlberg und Vorlande) und die "niederösterreichischen Lande" mit Österreich ob und unter der Enns (Oberösterreich, Niederösterreich), Steiermark, Kärnten und Krain. Für beide Ländergruppen gab es zentrale Verwaltungs- und Finanzbehörden in Innsbruck beziehungsweise Linz (später in Wien).
Im Reich ließen sich vergleichbare Reformbemühungen zur Stärkung der Zentralgewalt und der größeren Einheitlichkeit unter Zurückdrängung der regionalstaatlichen Interessen der Fürsten hingegen mit wesentlich geringerem Erfolg durchsetzen. Es gelang zwar die Institutionalisierung des Reichstages, die Schaffung eines Reichskammergerichts als oberste Justizbehörde und die Durchsetzung eines allgemeinen Landfriedens ("ewiger Landfriede" 1495), doch scheiterte die Einrichtung zentraler Reichsbehörden und die Einhebung einer allgemeinen Reichssteuer ("gemeiner Pfennig"). Erblande und Reich sollten durch gemeinsame Behörden am königlichen Hof (Hofrat, Hofkammer, Hofkanzlei) geleitet werden. Auch wenn diese Institutionen den Verwaltungsanforderungen noch nicht gewachsen waren, bildeten sie die Grundlage der späteren Organisationsformen unter Maximilians Nachfolgern, aus denen sich dann die Hofstellen (Vorläufer der Ministerien) entwickeln sollten.
Maximilian residierte vor allem in Innsbruck, das er ausbauen ließ. Das "Goldene Dachl", ein in seinem Auftrag erbauter Prunkerker, wurde zum Wahrzeichen der Stadt. Das Geld für Kriege, Hofhaltung, Turniere, Feste und Kunstwerke floss zunächst aus den reichen Silber- und Kupfergruben in Schwaz und dann aus riesigen Krediten der Fugger, einer Augsburger Kaufmannsfamilie, der Maximilian die Bergwerke verpfändete und zahlreiche andere Handelsprivilegien verlieh. Sie wurden zum größten europäischen Bankhaus der Zeit mit einer monopolähnlichen Stellung im Bergbau und Handel.
Maximilians Unternehmungen waren mit zunehmender wirtschaftlicher Abhängigkeit sowie finanzieller Überanstrengung der Erbländer verknüpft, insbesondere Tirols. Dort ist "alles, das Geld getragen hat, versetzt gewesen", musste ein Tiroler nach dem Tod des Kaisers feststellen. Kostspielig war vor allem der Aufbau einer Truppe von gut gerüsteten und besoldeten "Landsknechten" nach Schweizer Vorbild, für deren Ausrüstung die Produktion im Raum Innsbruck ausgebaut wurde. Im neu erbauten Innsbrucker Zeughaus waren Waffen für 30.000 Mann gelagert. Maximilians besonderes Interesse galt dem Einsatz schwerer Geschütze im Angriffskrieg. Er gilt als erster Artilleriefachmann und bezeichnete sich selbst als "Vater der Landsknechte". Diese militärischen Innovationen waren eingebettet in die - eigentlich überholte - ritterliche Tradition. Maximilian liebte Ritterschlachten und Turniere, war Oberhaupt des exklusiven burgundischen Ordens vom Goldenen Vlies, dessen Mitglieder die ritterliche Lebensführung pflegten, und er erfüllte die alten Ideale der Kühnheit im Kampf und der Freigebigkeit.
Seine Gedankenwelt war geprägt von Majestätsbewusstsein, ritterlicher Heldenverehrung und der Renaissance-Idee von der Unsterblichkeit des Ruhmes. Gezielt arbeitete er an seinem künftigen "Gedächtnis" und förderte die Darstellung seines Ruhmes und der historischen Größe des Hauses Habsburg durch Kunst und Wissenschaften. Genealogen erstellten fantastische Stammbäume, die die Habsburger auf die römischen Caesaren, die Trojaner und schließlich bis zu biblischen Gestalten zurückführten. Er selbst verfasste autobiografische Werke ("Weißkunig", "Theuerdank"), die von Turniererfolgen und Schlachtensiegen des Helden erzählen.
Streitbar, wenn auch nicht so siegreich, war auch Maximilians Regierung. In knapp 40 Jahren führte er über 20 Feldzüge. Nach den Kriegen um das burgundische Erbe und dem Sieg über die Ungarn kämpfte er erfolglos gegen die Schweizer (1498/1499), die im Frieden von Basel die Unabhängigkeit vom Reich erreichten. Bis 1516 dauerten die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich um die Vorherrschaft in Italien. Zur Festigung des antifranzösischen Bündnisses mit Spanien, Mailand und dem Papst heiratete er in zweiter Ehe Bianca Maria Sforza, Tochter des Herzogs von Mailand, die ihm eine beträchtliche Mitgift in die Ehe brachte. Sein Sohn Philipp wurde mit der spanischen Prinzessin Juana (Johanna "die Wahnsinnige") vermählt, seine Tochter Margarete mit deren Bruder, dem spanischen Thronerben Juan.
Doch weder Bündnispolitik noch Krieg brachten den erhofften Erfolg gegen Frankreich. Seinen Traum, das Reich in Italien zu neuem Glanz zu führen, konnte Maximilian nicht verwirklichen. Der überaus kostspielige und verlustreiche Friaulische Krieg gegen Venedig (1508-1516), den zweiten großen Gegner in Italien, endete mit nur kleineren Gebietsgewinnen in Südtirol. Anlass des Krieges war im Jahr 1508 die Verhinderung des Romzugs zur Kaiserkrönung durch die Venezianer. Maximilian ließ sich daher in Trient in einer feierlicher Zeremonie zum "erwählten römischen Kaiser" ausrufen (4. Februar 1508). Aus späterer Sicht gilt dieser Akt als Beginn der Loslösung der Kaiserwürde von Rom und der Krönung durch den Papst. Nur mehr Maximilians Enkel Karl V. sollte sich noch krönen lassen (in Bologna, nicht in Rom), alle folgenden römisch-deutschen Könige nahmen unmittelbar nach ihrer Wahl den Titel des Kaisers an.
Zu den politischen Erfolgen des Kaisers gehörte der Erwerb der Grafschaft Görz (Pustertal und die Besitzungen am Isonzo) auf diplomatisch-vertraglichem Weg nach dem Aussterben der Grafen von Görz, womit eine Verbindung von Nieder- und Innerösterreich nach Tirol geschaffen wurde, sowie die Eroberung der bayerischen Festen Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg unter Einsatz der Artillerie und seiner "Landsknechte" im bayerischen Erbfolgekrieg. Diesen wenig spektakulären Erfolgen stehen die oft weit gespannten Pläne Maximilians gegenüber, wie etwa sein letztlich an der mangelnden Finanzierung durch die Fugger gescheitertes Vorhaben, sich zum Papst wählen zu lassen. Diese Diskrepanz macht den Spott der Venezianer verständlich, die den Kaiser mit dem Spruch "Ich strebe ins Hohe, fange aber nie eine Fliege" charakterisierten.
Maximilian war einer der kriegerischsten Vertreter des Hauses Habsburg, aber er sollte letztlich - Ironie der Geschichte - nicht durch Kriege, sondern durch Heiratspolitik die Grundlagen für das habsburgische Weltreich schaffen. Die Vermählung seiner Kinder mit dem spanischen Königshaus, die ursprünglich dem Rückhalt gegen Frankreich dienen sollte, erwies sich infolge dynastischer Unglücksfälle unerwartet als reiches Erbe. Nach dem Tod des spanischen Thronerben Juan eröffneten sich für Philipp Aussichten auf die Erbfolge, doch er starb unerwartet 1506 und hinterließ zwei Söhne, Karl (V.) und Ferdinand (I.). Ein Jahrzehnt später konnte sich Karl gegen alle Widerstände als spanischer Thronerbe durchsetzen. 1521 wurde er als Nachfolger seines Großvaters zum römisch-deutschen König gewählt und regierte über "ein Reich, in dem die Sonne nicht untergeht". Sein Bruder Ferdinand wurde 1521/1522 Regent der österreichischen Länder und residierte wieder in Wien. Ferdinands Ehe mit Anna von Ungarn war von Maximilian stellvertretend für den noch unmündigen Enkel auf dem "Wiener Kongress" 1515 geschlossen worden und sollte sich ebenfalls als überaus gewinnbringendes habsburgisches Heiratsprojekt erweisen.
Auf dem prunkvollen Fürstenkongress 1515 heirateten die Enkelkinder Maximilians, Maria und Ferdinand, die Kinder König Waldislaws II. von Ungarn und Böhmen, Ludwig und Anna, wobei Maximilian stellvertretend für seinen Enkel vor den Altar trat. Die Doppelhochzeit sollte den 1491 im Vertrag von Preßburg vereinbarten habsburgischen Erbanspruch in Ungarn und Böhmen festigen. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war allerdings nicht abzusehen, dass durch den Tod des jungen Ludwigs von Ungarn schon 1526 der Erbfall eintreten sollte. Zu seinen Lebzeiten konnte Maximilian die Wahl seines Enkels Karl zum römisch-deutschen König nicht mehr durchsetzen. Auch einen Türkenkreuzzug, mit dem er sein Leben würdig beschließen wollte, konnte er nicht mehr verwirklichen. Schon längere Zeit krank und schwach, starb er 1519 auf der Reise von Innsbruck nach Linz in Wels und wurde in der Georgskirche von Wiener Neustadt beigesetzt. Erst ein halbes Jahrhundert später wurde das Grabmal in Innsbruck nach seinen Plänen fertig gestellt, das nun auf ewig alle Helden der Welt des "letzten Ritters" versammelt: seine heroisierten Vorfahren, einschließlich Caesars und Karls des Großen, und die vorbildlichen Ritter König Artus und Dietrich von Bern.