Biographie
Der christlichsoziale Politiker und langjährige Bundespräsident Wilhelm Miklas wurde in Krems als ältestes Kind eines Postbeamten geboren und besuchte das Gymnasium in Seitenstetten. Er studierte in Wien Geografie, Geschichte und Germanistik und trat nach der Promotion 1895 in den Schuldienst.
Von 1903 bis 1905 war er Direktor des Landesrealgymnasiums in Waidhofen an der Thaya, 1905 wurde er Direktor des Gymnasiums in Horn. Als Mitglied der christlichsozialen Partei war er von 1907 bis 1918 Reichsratsabgeordneter und ab 1908 Mitglied des niederösterreichischen Landtags. 1918/1919 gehörte er der Provisorischen Landesversammlung Niederösterreichs sowie der Provisorischen Nationalversammlung - dem Staatsrat - an. Auf seinen Vorschlag und Antrag wurden als Staatsfarben das historische Rot-Weiß-Rot bestimmt. Nur wenige Monate nach Ausrufung der Republik wurde Miklas bei einer christlichsozialen Wählerversammlung in Horn, die von Sozialdemokraten und Deutschnationalen gesprengt wurde, schwer verletzt.
Von 1918 bis 1928 war er Abgeordneter zum Nationalrat, 1919/1920 Unterstaatssekretär für Kultus und Unterricht und in den Jahren 1923 bis 1928 Erster Präsident des Nationalrats. 1928 wurde er von der Bundesversammlung mit nur drei Stimmen mehr als Karl Renner (94 vor 91) im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt, da die Sozialdemokraten im zweiten Wahlgang nur leere Stimmzettel abgaben, die für ungültig erklärt wurden. In den Jahren 1933/1934 setzte er keine verfassungsmäßigen Schritte zur Rettung der Demokratie, sein Verhältnis zu Dollfuß und zu dessen Nachfolger Schuschnigg war allerdings distanziert. Obwohl er die Maiverfassung von 1934 ohne Volksabstimmung als illegal betrachtete und nicht mehr als entsprechende Versprechungen Schuschniggs erreichte, blieb er bis 1938 im Amt. Er weigerte sich, das "Anschlussgesetz" zu unterschreiben, und trat am 13. März zurück, billigte aber den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich. Wilhelm Miklas starb 1956 in Wien.