Biographie
Der Priester und Dichter Joseph Misson gilt als einer der prominentesten Vertreter des literarischen Genres Mundartdichtung. Er wurde in Mühlbach am Manhartsberg geboren, sein Vater war ein aus Udine eingewanderter Kaufmann, seine Mutter eine Weinhauerstochter aus dem benachbarten Zemling. Joseph war das achte und jüngste Kind des Ehepaars.
Er absolvierte das Gymnasium in Krems und wurde 1823 Novize im Kremser Piaristenkloster. Fast 30 Jahre war er Lehrer und unterrichtete die Fächer Deutsch und Geschichte an den Ordensschulen in Horn, Krems, Wien-Josefstadt (Maria Treu), Freistadt im Mühlviertel und Wien-Wieden (St. Thekla). Auf Grund seiner zunehmenden Schwerhörigkeit musste er schließlich seine pädagogische Tätigkeit aufgeben und wurde Bibliothekar.
Sein Lebenswerk war das 1850 begonnene und in Hexametern verfasste Epos "Da Naz, a niederösterreichischer Bauernbui, geht in d' Fremd" (acht Gesänge). Es ist in der für seine Heimat typischen ui-Mundart geschrieben und damit ein besonderes und sehr wertvolles Sprachdenkmal. Erst nach 1875 wurde das Werk gedruckt und veröffentlicht, vorher war das Manuskript bei den Piaristen in der Wiener Josefstadt aufbewahrt. In einer von Karl Korab illustrierten und im März 2004 präsentierten Neuausgabe des Werks wird wieder auf die originale Transkription zurückgegriffen und dem in der ui-Mundart bzw. in Hexametern abgefassten Original eine schriftdeutsche Version gegenüberstellt.
Joseph Misson starb in Wien und wurde in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof bestattet. Sein Geburtshaus in Mühlbach ist im Besitz des NÖ Joseph Misson-Bundes und wurde in ein Museum umgewandelt. Das rechtzeitig zum 100. Todestag im Jahr 1975 fertig gestellte Joseph Misson-Haus beherbergt eine der größten Mundartbibliotheken Österreichs. Anlässlich des 100. Todestages des Dichters wurde eine Sonderbriefmarke herausgegeben.