Otto IV. von Maissau (der letzte Maissauer)


†7.3.1440

Biographie

Otto IV. war der letzte Maissauer, mit ihm starb das traditionsreiche Adelsgeschlecht aus. Die Maissauer sind seit dem 12. Jahrhundert in Niederösterreich nachweisbar und gehörten im Spätmittelalter zu den angesehensten und mächtigsten Adelsfamilien des Landes. Sie waren reich begütert und bekleideten die Ämter des Erbmarschalls, Erbschenken und Schenken.

Nach dem Tod seines Bruders Ulrich im Jahr 1406 vereinigte Otto IV. alle Besitzungen und Ämter in seiner Hand und zählte zu den bedeutendsten und reichsten Landherren des Herzogtums Österreich. Er war Hofmeister Herzog Wilhelms und stand nach dessen Tod (1406) in den Streitigkeiten zwischen den Herzögen Leopold und Ernst, den Brüdern Wilhelms, um die Vormundschaft des minderjährigen Herzogs Albrecht V. auf Seiten Ernsts, trat aber auch häufig als Vermittler auf. Unter Albrecht V., der 1411 die Regierung in Österreich ob und unter der Enns antrat, war er häufig in der Umgebung des Herzogs zu finden.

1414 war Otto an den Friedensverhandlungen mit Mähren beteiligt, 1420 zog er an der Seite Albrechts gegen die Hussiten, 1421 gehörte er zur Gesandtschaft, die sich zu König Sigismund begab, wegen der Heirat des Herzogs mit der Königstochter Elisabeth. Otto nahm auch an Kriegszügen Herzog Albrechts gegen die Mährer teil, der sich als Schwiegersohn und Erbe König Sigismunds in den böhmisch-mährischen Angelegenheiten engagierte.

Besonders belastend für Niederösterreich wirkte sich das Übergreifen der Hussitenkämpfe aus, die in den 20er-Jahren des 15. Jahrhunderts mehrmals nach Österreich einfielen, das Wald- und Weinviertel plünderten und 1428 bis Wien vordrangen. Die Hussiten verbreiteten Angst und Schrecken, ihre Bekämpfung wurde zum emotionsgeladenen Politikum und zum Anlass, einen der mächtigsten Männer des Landes zu stürzen: Im Winter 1429/1430 wurde Otto IV. auf Befehl des Herzogs gefangen genommen (Haft in Gutenstein) und eines großen Teils seiner Güter für verlustig erklärt, den Rest musste er zu Lehen nehmen. Der Landesfürst klagte ihn vor dem Hofgericht an, er habe mit den Feinden freundschaftlich verkehrt, seine Schlösser bei drohenden Einfällen nicht genügend ausgerüstet und auch sonst seine Pflichten als oberster Marschall nicht erfüllt; zudem sei seine Schwester mit einem hohen tschechischen Herren vermählt.

Die Hintergründe des Prozesses lassen sich nicht mehr klären. Vermutlich verfolgte der Maissauer - so wie alle mächtigen Landherren vor und nach ihm - seine eigenen Interessen und wurde auf Grund seines ungeheuren Reichtums und seiner Macht gefährlich, so wie im 14. Jahrhundert der von Herzog Albrecht III. gestürzte Johann von Liechtenstein. Am 23. März 1430 wurde Otto aus der Haft entlassen, nachdem er der Konfiskation der Güter zugestimmt und Urfehde geschworen hatte. In seinem Besitz verblieben unter anderem Schloss und Stadt Horn, die Herrschaften Wiltperg, Allentsteig, Pöggstall und Maissau sowie ein Haus in Wien. Auch behielt er das oberste Marschall- und Schenkenamt. 

Seinen Lebensabend verbrachte Otto zurückgezogen in Pöggstall. Erst nach dem Tod Herzog Albrechts V. 1439 trat er wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Bei den Begräbnisfeierlichkeiten trug er das Banner von Österreich und beteiligte sich an den anschließenden Verhandlungen der Stände über die künftige Regierung in Österreich. Um jedoch wieder eine politische Rolle zu spielen, war die Zeit zu kurz. Otto IV. starb am 7. März 1440 und ist gemeinsam mit seiner Frau Anna von Pottendorf in der von ihm reich bestifteten Kartause Aggsbach begraben. Sein Besitz ging an die Herren von Ebersdorf, Eckartsau und Liechtenstein über. Das oberste Marschallamt wurde Reinprecht von Wallsee verliehen, das oberste Schenkenamt ging an Georg von Pottendorf.