Biographie
Zu den berühmtesten Gestalten der österreichischen Geschichte gehört zweifellos der böhmische König Ottokar II. Přemysl (zeitgenössisch Otakar). Seine Erfolgsgeschichte, von der am Ende nur ein ausgeplünderter Leichnam blieb, hat nicht erst Franz Grillparzer - Napoleon Bonaparte vor Augen - dazu angeregt, ihn im Trauerspiel "König Ottokars Glück und Ende" als Beispiel für den Sturz aus großer Höhe zu zeichnen. Er übernahm das in Österreich und Bayern seit Jahrhunderten negative Bild Ottokars, das erst in jüngerer Zeit korrigiert wird.
Ottokar, der jüngere Sohn König Wenzels I., wurde erst zu dessen Nachfolger, als sein älterer Bruder Wladislaw 1247 unerwartet starb. Wladislaw hatte durch seine Ehe mit Gertrud, der Nichte des letzten Babenbergerherzogs Friedrich II., der 1246 starb, gute Aussichten auf die Nachfolge in den babenbergischen Ländern. Als auch Gertruds zweiter Ehemann Hermann von Baden starb (1250), wandten sich die österreichischen Landherren an den böhmischen Kronprinzen Ottokar (seit 1253 König von Böhmen) und trugen ihm die Herrschaft an. Mitte November 1251 nannte er sich erstmals "Herzog von Österreich", im Dezember hielt er in Korneuburg seinen ersten Landtag ab.
Ottokar konnte sich rasch durchsetzen und die mächtigen Landherren vor allem durch das Zugeständnis einer neuen Verfassung für sich gewinnen. Die 1254 in Form eines Landfriedens verkündete "Pax Austriaca", die dem dem Adel weitgehende Herrschaftsrechte gab, sicherte für ein Jahrzehnt die Zusammenarbeit zwischen Landesfürst und Adel und damit den Frieden. Zur Absicherung seiner Herrschaft heiratete er 1252 die fast 25 Jahre ältere Margarete, Schwester der letzten Babenbergerherzogs, während Gertrud den Neffen des ungarischen Königs Béla IV., Roman von Halitsch, heiratete. Beide Frauen erhoben den Anspruch, "rechtmäßige Erbin" Österreichs zu sein.
Die Folge war ein jahrelanger Kampf um das babenbergische Erbe, in dessen Verlauf Ottokar die Steiermark zunächst an Bela abtrat (Friede von Ofen 1254) und sieben Jahre später wieder gewann (Friede von Wien 1261). Als nach dem Tod des Spanheimers Ulrich III. (1269) auch Kärnten und Krain testamentarisch an ihn fielen, reichte seine Herrschaft von den Sudetenländern bis zur Adria. Von Margarete hatte er sich inzwischen mit Zustimmung des Papstes wegen Unfruchtbarkeit scheiden lassen und eine Enkelin des Ungarnkönigs, Kunigunde von Halitsch, geheiratet. Der Größe seines Reiches entsprach auch der Glanz seines Herrschaft.
Der Prager Hof wurde zu einem Zentrum europäischer Kultur, wo das höfische Leben blühte. In Wien, Krems und Wiener Neustadt betätigte er sich als Bauherr, und im Osten Niederösterreichs gründete er am alten Marchübergang die Stadt Marchegg. Gezielte Finanzpolitik und Förderung des Städtewesens, des Handels und des Verkehrs machten ihn zum reichsten Fürsten seiner Zeit. Innenpolitisch zog er seit 1260 die Zügel seiner Herrschaft immer straffer an. Durch Besetzung einflussreicher Ämter mit böhmischen Vertrauensleuten drängte er den einheimischen Adel zurück. Opposition wurde hart unterdrückt: Adelige wurden gefangen genommen, Burgen zerstört und sogar angesehene Landherren - wie der österreichische Landrichter Otto von Maissau oder der steirische Adelige Siegfried von Mahrenberg - hingerichtet.
Bei der Königswahl von 1273 wurde Ottokar zum stärksten Rivalen Rudolfs von Habsburg, den die böhmische Hofpropaganda als "armen Grafen" verspottete. Ottokar erkannte dessen Wahl nicht an und verweigerte die Huldigung, worauf König Rudolf I. die Reichsacht über ihn verhängte. Als Rudolf I. 1276 nach Österreich einrückte, fand er beim Adel breite Unterstützung. Ottokar musste auf die österreichischen Länder verzichten und wurde mit Böhmen und Mähren belehnt. Neuerliche Konflikte sowie verstärkte Unterstützung des Böhmenkönigs führten zur entscheidenden Schlacht im Marchfeld bei Dürnkrut und Jedenspeigen, wo Rudolf am 26. August 1278 mit ungarischer Hilfe und Einsatz einer Reserve trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit siegte. Auch Ottokar starb in dieser Schlacht, er wurde vermutlich von persönlichen Gegnern aus Rache umgebracht.