Der Tod König Ottokars II.
König Ottokar starb in der Marchfeldschlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278, allerdings fiel er nicht ritterlich im Kampf, sondern geriet in die Hände seiner Gegner und wurde vermutlich aus Rache gegen alle Regeln der Ritterlichkeit einfach umgebracht und nur sein nackter Leichnam zurückgelassen.
Sein unrühmliches Ende wurde in verschiedensten Versionen überliefert oder überhaupt verschwiegen. Die ungeschminkteste Darstellung stammt von einem Wiener Annalisten: "Der erlauchte Böhmenkönig selbst wurde von den Feinden gefangen, gezerrt, geschlagen, vom Pferd gestoßen; vom Truchsess Berthold von Emmerberg und vielen anderen Adeligen wurde er, außerordentlich erschöpft, zu Boden geworfen und mit einer Lanze in den Nacken gestochen; von anderen Hieben getroffen und schließlich mit dem Schwert durchbohrt, starb er an derselben Stelle." Es sei ihm nur geschehen, was er anderen angetan habe, so der Chronist.
Nach einer anderen Schilderung, der Chronik von Colmar, wurde er von einem Gegner niedrigen Ranges gefangen genommen und entwaffnet. Ein Ritter sei ihm gefolgt und habe ihm mit dem Ruf "Hier ist der König, der meinen Bruder so schimpflich umgebracht hat!" eine schwere Gesichtsverletzung zugefügt, ein anderer ihm den tödlichen Bauchstich gegeben. Jener, der den König gefangen hatte, sei darüber sehr betrübt gewesen, hätte aber seinen Gefangenen nicht verteidigen können.
Es wird in den meisten modernen Darstellungen angenommen, dass die Rache einer Adelsgruppe zum Tod Ottokars geführt hat, wozu etwa der Emmerberger oder die Verwandten des hingerichteten Siegfried von Mahrenberg allen Grund gehabt hätten. Schon von Zeitgenossen wurde das Rachemotiv auch legendenhaft ausgeschmückt. So wird etwa nach einer Erzählung der flüchtende Ottokar von einem rachedurstigen Adeligen erkannt und mit einem gewaltigen Schwerthieb niedergehauen. Auf habsburgischer Seite kamen daher entlastende Versionen auf, wonach Ottokar von den eigenen Leuten aus Rache getötet wurde. König Rudolf selbst schrieb an den Papst, seine Ritter hätten den "tödlich verwundeten" Böhmenkönig niedergestreckt - von einer vorherigen Gefangennahme berichtet er nicht, dafür lobte er dessen Tapferkeit und Beherztheit. Dichterische Darstellungen, vielleicht noch zu Rudolfs Lebzeiten, ließen den Habsburger selbst Ottokar im ritterlichen Zweikampf überwinden.
Der Böhmenkönig hatte sich offenbar viele Feinde gemacht, die sich ihm gegenüber an keine Ritterlichkeit gebunden fühlten. In Ungarn ließ König Ladislaus Ottokars Todestag zum Feiertag erklären. Andere Zeitgenossen allerdings klagten um ihn und rühmten seinen Mut und seine Güte.
Sein ausgeplünderter Leichnam wurde nach Wien gebracht und bei den Minoriten ohne Gesänge, Messen und Glocken aufgebahrt, da er im Kirchenbann gestorben war. Gehüllt in ein purpurnes Leichentuch, das Rudolfs Gemahlin Gertrud-Anna gespendet hatte, lag er hier 30 Wochen, bis ihn die Böhmen nach Prag brachten. Nur das Herz blieb in Wien. Erst 1297 fand er ein würdiges Begräbnis, im 14. Jahrhundert ließ ihm schließlich Karl IV. im Veitsdom ein Grab errichten.
(Quelle: Die Habsburger, hg. v. B. Vacha, 1992, S. 51f.)