Biographie
Die Brüder Bernhard und Hieronymus Pez, Konventualen des Stiftes Melk, zählen durch ihre überaus umfassende Sammeltätigkeit und Editionsarbeit zu den großen Benediktinerhistorikern und Philologen der Barockzeit. Mit ihnen setzte sich die Auffassung von einer an den Quellen orientierten wissenschaftlichen Forschung nach dem Vorbild der Mauriner (Abtei St. Maurus bei Paris) in Melk durch.
Der ältere Bernhard wurde in Ybbs an der Donau geboren und bei den Jesuiten in Wien und Krems erzogen. Als 16-Jähriger trat er in das Stift Melk ein und legte am Ostersonntag des Jahres 1700 seine Profess ab. Er wurde an der Hauslehranstalt ausgebildet, wo er auch unterrichtete. Ab 1704 studierte er Theologie in Wien (Abschluss mit Baccalaureat). Schon in jungen Jahren war er ein glühender Verteidiger der benediktinischen Wissenschaftspflege mit ihrer Forderung nach Quellenstudium und Quellenkritik, die sich gegen die im spätmittelalterlichen scholastischen Geist betriebene Theologie der Jesuiten richtete.
1712 wurde er zum Novizenmeister ernannte, durfte sich aber schon 1713 beinahe ungehindert seinen Forschungen widmen, die sich zunächst auf die Erstellung eines Katalogs aller Benediktinerautoren konzentrierten. Ab 1714 begann er mit seinem Bruder Hieronymus die Klosterbibliotheken zu bereisen. Als Ergebnis erschienen in den Jahren 1713 bis 1733 insgesamt 23 Bände der "Bibliotheca ascetica antiquo-nova". Während sich Bernhard vor allem für die Literaturgeschichte interessierte, konzentrierte sich Hieronymus auf die Erforschung der Quellen zur Geschichte. Zahlreiche von den Brüdern Pez in den Bibliotheken gefundene Texte liegen bis heute nur in einem Pez’schen Druck vor, auch wenn sie (leider) nicht alle Texte zum Druck brachten.
Bernhard stand in regem internationalen Briefwechsel mit Mitgliedern der Kongregation der Mauriner, unter anderem mit Montfaucon, Martene, Durand und Massuet, und im offenen Widerstand gegen die Theologie der Jesuiten. Immer wieder musste er seine quellenkritischen Arbeiten gegen Angriffe verteidigen, wie jene über den "Codex Udalrici" oder seine "Acta Trudperti" im Zusammenhang mit einer Quelle über den heiligen Rupert. Seine hervorragende Position innerhalb der österreichischen Historiker zeigt sich schließlich darin, dass 1721 der Obersthofkanzler Ludwig Graf Sinzendorf mit ihm Beratungen über die Gründung einer Wiener Akademie führte. Gemeinsam reisten sie 1722 nach Paris zu einem Treffen mit den Maurinern in St. Germain des Prez. Unter dem Einfluss der Jesuiten, die vor allem das jansenitische Element an den Maurinern fürchteten, zerschlugen sich allerdings letztlich alle Pläne. Die in Melk und in Göttweig unter Abt Gottfried Bessel entwickelten Arbeitsmethoden auf wissenschaftlichem Gebiet blieben zunächst Einzelleistungen. 1731 hielt Bernhard Pez in Göttweig Vorlesungen über Literatur und Diplomatik an der von Abt Bessel errichteten Schule für Hilfswissenschaften. Bis zu seinem Tod blieb er Bibliothekar des Stiftes Melk.