Biographie
Ferdinand Raimund (eigentlich Raimann) gilt als einer der bedeutendsten Autoren des Biedermeier. Er wurde in Wien geboren, kam als Verkäufer von Gebäck mit dem Burgtheater in Berührung und spielte ab 1808 als Schauspieler bei Wandertruppen. Seinen ersten Durchbruch erzielte er in der Zeit von 1814 bis 1817 am Theater in der Josefstadt. Ab 1817 war Raimund am Theater in der Leopoldstadt engagiert. Dort schrieb er oft Szenen für seine Rollen neu und schließlich, aus Unzufriedenheit über die ihm vorgelegten Stücke, sein erstes Stück: "Der Barometermacher auf der Zauberinsel". Der große Erfolg veranlasste ihn zu seinem zweiten Stück: "Der Diamant des Geisterkönigs". Ab 1821 war er Spielleiter, 1828 bis 1830 Direktor dieses Theaters. 1825 befielen Raimund Depressionen, in dieser Zeit schrieb er einige Gedichte und begann mit "Der Bauer als Millionär oder Das Mädchen aus der Feenwelt". Ab 1825 hielt sich Raimund wiederholt in Niederösterreich auf, und zwar in Gutenstein, Gaaden, Sparbach, Brühl und Pernitz, wo er ein Haus erwarb. Weitere berufliche (und finanzielle) Erfolge feierte er mit seinen Stücken "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" (1828) und "Der Verschwender" (1834).
Sein Privatleben verlief weniger glücklich: Die Heirat seiner geliebten Toni Wagner wurde von deren Eltern abgelehnt, die Ehe mit Louise Gleich bestand nur zwei Jahre. Auch das folgende Verhältnis mit Toni Wagner gestaltete sich wenig harmonisch. Am 20. Jänner 1836 trat Raimund in der Rolle des Valentin zum letzten Mal in Wien auf, zum letzen Mal auf der Bühne stand er am 1. Mai in Hamburg. Am 25. August wurde Raimund in seinem Haus in Gutenstein von seinem Hund gebissen. In panischer Angst vor Tollwut trat er mit Toni die Reise nach Wien an. Durch ein Gewitter zur Übernachtung in Pottenstein gezwungen und in panischer Angst vor einer Tollwutinfektion, schoss er sich dort am 30. August in die Mundhöhle. Die Kugel blieb im Schädel stecken, die aus Wien gerufenen Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Ferdinand Raimund starb am 5. September 1836 und fand auf dem Friedhof von Gutenstein seine letzte Ruhe, allerdings ohne seine Hirnschale, die sich ein Badener Wundarzt behalten hatte. Sie kam später in das historische Museum der Stadt Wien und wurde schließlich 1969 auch in Gutenstein beigesetzt. In Pottenstein erinnern eine Gedenktafel und ein Denkmal an den Dichter, in Gutenstein die 1983 eröffnete Raimundgedenkstätte und die Raimundspiele an den Dichter.
Die Stücke Raimunds vertreten die typischen Werte der Biedermeierzeit: Treue, Zufriedenheit, Dankbarkeit und Bescheidenheit. Märchenwelt und moralische Allegorie sind bestimmende Kennzeichen seiner Volksstücke. Einige musikalische Einlagen wurden zu echten "Klassikern", zum Beispiel "Brüderlein fein" - sie stammen zum Teil von Raimund selbst.