Biographie
Max Reinhardt war Österreichs bedeutendster Regisseur, Mitbegründer der Salzburger Festspiele und Gründer des Reinhardt-Seminars. Er prägte als Schauspieler, Schauspielpädagoge, Theaterdirektor und Regisseur die Theaterkultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich mit. Seit 1900 befand sich die Theaterwelt im Umbruch und suchte neue Wege. Einer der Wegbereiter war der Niederösterreicher Max Reinhardt, der als Max Goldmann in Baden geboren wurde. Er begründete das moderne europäische Regietheater mit Massenszenen, Einsatz der Drehbühne sowie Ausstattungs- und Beleuchtungseffekten und mit sozialkritischem Anspruch. Ob Klassiker, Stücke der Gegenwart oder Massenspektakel - seine Inszenierungen stellten sich immer neu auf das Drama, auf die Stärken des Theaters und seines Ensembles ein. Vom damals gängigen naturalistischen Theater übernahm er zwar das Ensemblespiel und die Sprache, neu war die Aktualisierung klassischer Stücke, die aus dem Geist der Gegenwart in Szene gesetzt wurden und die Konflikte der Zeit zeigten.
Seine Karriere als Schauspieler begann nach kurzen Engagements in Wien und Salzburg 1894 am Berliner Deutschen Theater, das er von 1905 bis 1930 leiten sollte. 1901 gründete er die kleine Experimentier- und Kabarettbühne "Schall und Rauch", die er 1902 zum "Kleinen Theater" umbaute und wo er 1903 einen Regieerfolg mit Maxim Gorkis "Nachtasyl" feierte. Bevorzugte Spielstätte seiner Inszenierungen wurde aber das Deutsche Theater, wo er vor allem junge moderne Dramatiker aufführte. Er gründete die Schauspielschule des Deutschen Theaters und machte als Erster in Deutschland Theater für Kinder. Aufsehen erregend waren seine Massenaufführungen in großen Hallen und Stadien.
Er hatte die Vorstellung von einem "Theater der Fünftausend", das vor Massen spielte und Massen auf die Bühne stellte. Reinhardts Ziel war ein Volkstheater, das mit niedrigen Eintrittpreisen allen Schichten zugänglich sein sollte, den Menschen Freude machen und sie aus dem Alltag hinausführen sollte. Sein Konzept war kommerziell sehr erfolgreich. 1910 inszenierte er "König Ödipus" von Hofmannsthal in der Musikfesthalle München, 1911 die Uraufführung des "Jedermann" im Berliner Zirkus Schumann. Im selben Jahr führte er Carl Vollmoellers Mysterienspiel "Mirakel" in der etwa 10.000 Zuschauer fassenden Londoner Olympiahall auf. 1912 folgte eine Tournee durch Russland und das erste Gastspiel der Reinhardt-Bühnen in den USA.
In den folgenden Jahren übernahm er den Zirkus Schumann (1919) und ließ ihn zu einem mit modernster Licht- und Bühnentechnik ausgestatteten Festspielhaus für 3.200 Zuschauer umbauen. 1920 inszenierte Reinhardt den "Jedermann" als festliches Massenspiel auf dem Salzburger Domplatz, in das der gesamte Raum der Stadt einbezogen wurde. Der Dom, die Kirchenglocken und die Orgel wurden als Teil des Spiels zum Kunstwerk. Max Reinhardt wurde damit Mitbegründer der Salzburger Festspiele, die er bis 1937 leitete. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden seine Inszenierungen in Deutschland allerdings zunehmend kritisiert. Er zog sich aus Berlin zurück und kaufte 1924 in Wien das Theater in der Josefstadt. 1929 gründete er eine Schauspiel- und Regieschule, das spätere Reinhardt-Seminar. In den 1930er Jahren arbeitete er auch mit dem Medium Film ("Sommernachtstraum", 1935). 1938 emigrierte er über London nach New York, wo er im Alter von 70 Jahren starb. Die Landesausstellung 2003 "Theaterwelt- Welttheater" in Reichenau an der Rax war diesem großen "Theatermagier" gewidmet.