Karl Renner


*14.12.1870 bis †31.12.1950

Biographie

Der sozialdemokratische Politiker und Staatsmann Karl Renner wurde im mährischen Ort Untertannowitz/Dolní Dunajovice) als Sohn eines armen Kleinbauern geboren. Durch Gelegenheitsarbeiten und als Privatlehrer finanzierte er sich das Studium am Gymnasium Nikolsburg/Mikulov (Tschechien), studierte dann in Wien Jus und erhielt 1895 eine Anstellung als Bibliothekar in der Reichsratsbibliothek (heute Parlamentsbibliothek). Schon während seines Studiums hatte er sich der Weiterbildung sozial benachteiligter Schichten angenommen und war bei der Maifeier 1893 mit führenden Sozialdemokraten in Berührung gekommen. In den folgenden Jahren veröffentlichte er unter verschiedenen Pseudonymen (Synopticus, Joseph Karner, Rudolf Springer) seine ersten Werke, da er als Beamter nicht publizistisch tätig sein durfte.

Seit 1905 war er in der sozialdemokratischen Genossenschaftsbewegung tätig und von 1907 bis 1918 Reichsratsabgeordneter, 1908 wurde er auch in den niederösterreichischen Landtag gewählt. Zwei Jahre später kaufte er ein Haus in Gloggnitz und war damit Niederösterreich eng verbunden. 1916/1917 veröffentlichte er, nun unter seinem richtigen Namen, das dreibändige Werk "Österreichs Erneuerung", in dem er seine Auffassung über einen föderalistischen Umbau der Monarchie detailliert darlegte. Nach dem Ende der Monarchie war Renner zunächst Leiter der Staatskanzlei, dann bis 7. Juli 1920 Staatskanzler. Als Staatssekretär für Äußeres leitete er auch die Delegation Österreichs bei den Friedensverhandlungen in Saint-Germain. Nach seiner Tätigkeit als Staatskanzler widmete er sich vor allem der Genossenschaftsbewegung, insbesondere der Gründung der Arbeiterbank (1923), blieb aber weiterhin Nationalratsabgeordneter. 1931 wurde er Erster Präsident des Nationalrats, legte aber diese Tätigkeit am 4. März 1933 auf Wunsch der Partei zurück. 1934 wurde er wegen Hochverrats von der Regierung Dollfuß vorübergehend inhaftiert. Nach seiner Freilassung widmete er sich seinen wissenschaftlichen Studien und lebte ab 1938 in seinem Haus in Gloggnitz. Großes Aufsehen und auch Unverständnis erregte seine Aussage in einem am 3. April 1938 im "Wiener Tagblatt" erschienenen Interview, den "Anschluss" Öterreichs an das Deutsche Reich zu billigen und bei der Abstimmung mit Ja zu stimmen.

Große Verdienste erwarb sich Renner in den Apriltagen 1945, als er mit den sowjetischen Offizieren in Hochwolkersdorf verhandelte und sich für die schonende Behandlung der Bevölkerung einsetzte. Von 27. April bis 20. Dezember war er Staatskanzler der provisorischen österreichischen Staatsregierung sowie Mitbegründer der SPÖ und veranlasste die Unabhängigkeitserklärung der Republik. Am 20. Dezember 1945 wurde er zum ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt und blieb bis zu seinem Tod 1950 - er starb in Wien - in diesem Amt. In seinem Haus in Gloggnitz wurde ein Museum eingerichtet.