Biographie
Christoph Reuter zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Reformation in Österreich unter der Enns. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, auch nicht, wo er vor seiner österreichischen Zeit überall tätig war. Er wurde vermutlich um 1520 geboren und gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit zu jenen evangelischen Predigern, die noch die katholische Priesterweihe empfangen hatten. 1547 stellte er für eine pfälzische Gemeinde eine "evangelische" Kirchenordnung zusammen.
1556 beriefen ihn Leopold Grabner, Besitzer der Herrschaft Rosenburg, und die Brüder Achaz und Leopold Enenkel nach Niederösterreich, wo er als Schloss- und Herrschaftsprediger beider Familien wirkte. Wegen Anfeindungen, deren Gründe nicht bekannt sind, wurde er 1563 des Landes verwiesen, konnte aber auf Vermittlung seiner adeligen Herren nach einiger Zeit wieder zurückkehren. Er entfaltete eine weit über seine Predigttätigkeit hinausgehende Wirksamkeit im Land und war vor allem bemüht, die theologischen Auseinandersetzungen zu beruhigen und das Entstehen unüberwindlicher Gegensätze zu verhindern. Er war Ratgeber zahlreicher Adeliger, was zur Folge hatte, dass er von Anfang an in die Vorbereitung der von Maximilian II. gewünschten Kirchen-Agenda, eine evangelische Gottesdienstordnung (Druck 1571) einbezogen war und auch einen Teil des Textes selbst verfasste. In der Folgezeit war Reuter einer der wichtigsten theologischen "Gewährsmänner" der Stände, obwohl er weiterhin beruflich nur Schlossprediger auf der Rosenburg war.
Er war verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter. Sein Einkommen erlaubte ihm, sich den Scheibenhof oberhalb von Krems zu kaufen und zu bewirtschaften. 1580 fand eine von den evangelischen Ständen getragene Visitation der unter ihrer Kollatur stehenden Pfarren statt, mit dem Ziel, eine lokale kirchliche Organisation zu errichten. Die geistliche Leitung sollte ein Superintendent zusammen mit einem Konsistorium innehaben, für jedes Landesviertel sollte ein Ober-Senior bestellt werden. Reuter, der an den Vorbereitungen und dann an der Visitation selbst teilnahm, war als Ober-Senior für das Waldviertel vorgesehen. Wieweit er allerdings noch kirchenleitende Aufgaben wahrnahm, lässt sich nicht sagen, da er schon im folgenden Jahr starb (vor Juli 1581).
Von Christoph Reuter sind nur einige Texte erhalten geblieben - und das Urteil seiner Zeitgenossen: David Chytraeus, der Verfasser der Agenda, nennt ihn einen "klugen und redegewandten Mann und in den kirchlichen Angelegenheiten in Österreich sehr bewandert". Auf seinen Ruf und seinen Einfluss bezieht sich vor allem die Aussage des Propstes von Zwettl, der ihn 1579 als "deutschen Papst" bezeichnete.